7 Tage Suzhou/China

pan gate (13)pan gate (11)pan gate (10)Heute ist das erste Mal ein blauer Himmel zu sehen. Überall wird die Wäsche ausgehängt. Das macht die sonst so reißbrettmäßig angelegten , schlanken Wohntürme geradezu bunt. auch in den Straßen wird über alles, was sich gerade anbietet, Wäsche gehängt. auf einer Stange Fische zum Trocknen, daneben eine Hose und Socken. Suzhou hat mit Umland 10 Millionen Einwohner. Vom Campus in die Stadt und den zwei U-Bahnlinien sind wir mit Wartezeiten oft über eine Stunde unterwegs. In der U-Bahn geht es sehr zivilisiert zu.  Auffallend ist, dass niemand auf den Rolltreppen die Stehenden im Gehen überholen will. Eine Fahrt kostet 4 yuan. Das sind ungefähr 30 Cent. Von A nach B zu wollen, ohne Sprachwissen und Kenntnis der Schriftzeichen, ist und bleibt ein Abenteuer. Gestern haben wir eine geschlagene Stunde an einer Bushaltestelle zugebracht. Jedesmal, wenn ich den auswendig gelernten Satz na lu gonggong qichie kai wang Pan men (welcher pan gate (4)pan gate (35)pan gate (28)Bus fährt zum pan gate?) los geworden bin, dessen Aussprache ich mit einer Nativespeakerin am Vortag geübt hatte, bildete sich schnell eine Menschenmenge, die laut zu debattieren begann, bis sie glaubte, eine Lösung gefunden zu haben. Jedesmal aber, wenn ich bei den Chauffeuren mich vergewissern will, ob es auch der richtige Bus ist, schütteln sie den Kopf, und das Prozedere beginnt von vorne. Ist man auf der Straße, lauert Gefahr von allen Seiten, da die elektrisch betriebenen Mopeds lautlos sowohl auf dem Gehsteig als auch gegen die Einbahn verkehren.

pingjang_Lu (18)pingjang_Lu (72)pingjang_Lu (131)Dies auch im Haltestellenbereich. In der Nacht sind sie ohne Licht unterwegs. Manchmal sitzen bis zu vier Personen auf einem solchen Gefährt, dessen Griffe mit Handschuhen und vorne mit Windschutz in allen Mustern ausgestattet sind. Die Leute sind ausnehmend freundlich, schicken uns aber, um das Gesicht nicht zu verlieren, in jede denkbare Wüste. Das erhöht die Ortskenntnis und erweitert zwar den Wortschatz, ist aber auf Dauer ziemlich ermüdend. Mit Englisch kommt man selten weiter.

Heute hatte ich wirklich tolle Erfolgserlebnisse. Ein älterer Mann mit der Kappe des großen Steuermanns Mao, der hier nach wie vor fast wie ein Heiliger verehrt wird, fragt mich, woher wir kommen und wie alt ich bin. Es stellt sich heraus, dass er liu shi ba, also genauso alt ist wie ich. Er zieht seine Kappe vom Kopf, um mir die immer noch pingjang_Lu (99)pingjang_Lu (151)Zhangtan_jie (54)schuhcremeschwarzen Haare zu zeigen, eine gestenreiche Konversation also, welche die umstehenden Erwachsenen ziemlich amüsiert. Mittlerweile nämlich fahren wir in einem Bus mit der Nummer 933, in den wir schon einmal eingestiegen sind, aber wieder verlassen mussten, weil der Chauffeur pan gate (33)masterofnets (10)masterofnets (19)mit der Zielangabe nichts anzufangen gewusst hat. Womit er Recht hat, da das im 5.Jhdt.B.C. errichtete pan gate nicht auf der Route, sondern in einer Seitenstraße zu finden war.
Eine herrliche Pagode mit einem weitläufigen Garten, der sicher im Frühling, wenn die Kirschbäume blühen und die Teiche von Lotusblumen geschmückt sind, noch viel attraktiver ist.

masterofnets (31)Leider ist das erste Staunen
nach einer Woche Aufenthalt und Besichtigung anderer Gartenanlagen, von denen die des Meisters der Netze sicher der schönste war, nicht mehr so ausgeprägt. So wenig wir Europäer zwischen der Architektur und Kultur der Wu- oder Han-Dynastie unterscheiden können, wird dies Chinesen bei einem 10-Städte-in-drei-Tagen-Trip durch Europa möglich sein, obwohl die Unterschiede zwischen Romanik und Barock sicher augenfälliger sind.
masterofnets (26)Die Gärten hier sind bis in den letzten Winkel durchgestaltet und selbst die Bäume scheinen designt. Ja, selbst das Gerüst, das den Stamm einer uralten Weide stützt, ist mit künstlicher Rinde versehen. Aus jeder nur denkbaren Perspektive lässt sich immer wieder Neues entdecken. Stein, wasser, Pflanzen: Alles wird in eine Harmonie gezwungen, die neben der Ruhe, die man in diesen Oasen inmitten der pulsierenden Großstadt findet, zum Meditieren einlädt. Sie erinnern an mittelalterliche Klosteranlagen, sind aber mit diesen gerade wegen des Zusammenspiels aus Natur und Architektur kaum zu vergleichen.
Leider ist das Netz sehr langsam und unstabil. Es kommt des Öfteren vor, dass ich schreibe und schreibe, aber nach Absturz des VPN Servers oder Netzverlust das Geschrieben verliere. Bis die Fotos übertragen und webtauglich gemacht worden sind, vergeht viel Zeit. Es ist also mühsam das Bloggen.

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5 Comments
  • Manfred Voita
    Posted at 14:29h, 13 Januar Antworten

    Gerade dieser Live-Charakter der Berichte macht sie so gut. Ein später, in aller Ruhe daheim am Rechner geschriebener Bericht mit sorgfältig ausgesuchten Bildern versehen, hat andere Qualitäten, ist aber bestimmt nicht so nah daran, so von den Eindrücken des Tages geprägt!

  • chb
    Posted at 14:18h, 09 Januar Antworten

    danke für deine chinaeindrücke im blog und die überwindung der sprach- und netzbarrieren. wäre mal interessant, was tonhöhen in deutsch /österrechisch/kärntnerisch ausdrücken. da gibts wohl auch einige möglichkeiten zu missverständnissen:)

    • Helmut Hostnig
      Posted at 08:09h, 20 Januar Antworten

      Lieber Christian. Auch dir und Gabi ein herzliches Dankeschön fürs Folgen und lesen. Liebe Grüße euch beiden

  • isbertklaus
    Posted at 13:06h, 09 Januar Antworten

    sehr schön und unterhaltsam geschrieben…….weiter so……und immer gut aufpassen auf die moperln

  • Anonymous
    Posted at 11:13h, 09 Januar Antworten

    Eine schöne interessante Abwechslung für mich hier in München, von deinen Reiseeindrücken zu schreiben, gefällt mir, danke,
    Grüsse ERNY

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