Ich war der letzte Rastrierer!

rastriermaschineWas tut oder tat ein Rastrierer? Der Duden übersetzt dieses historische Berufsbild mit Notenstechen oder Notenlinien mit dem Rastral ziehen. Eine andere Bedeutung fand das Wort auch in der Endmontage von Orgelpfeifen. Heinz Tögel aber, Jahrgang 1939, hat mit seinen Rastriermaschinen keine Notenlinien gezogen. Auf Österreichisch heißt es auch nicht rastrieren, sondern Papier karieren, was der Sache schon näher kommt. Nicht einmal Google kennt den Begriff „Rastriermaschine“ und schlägt mir stattdessen Suchergebnisse für Rasiermaschinen vor. Zum Glück hat mir Herr Tögel, dessen „Schnapsladen“ in der Nähe der Karlskirche in Wien auch im Internet beworben wird, eine Abbildung von seiner Rastrieranstalt mitgegeben, damit ich mir ein Bild machen kann. Die um 18oo angefertigte Maschine ist 6m lang und erlaubt einen doppelseitigen Druck. Er hat meistens in der Nacht im Keller gearbeitet und seine vertikalen und horizontalen Linien auf tausende Papierbögen aufgebracht: Ein ziemlich mühsames Unterfangen, folgt man seinen trockenen Schilderungen. Einzelanfertigungen waren es nach den von Kunden vorgeschlagenen Mustern. Der rüstige Pensionist hat um das Millenium herum diese Tätigkeit eingestellt und beschäftigt sich seither mit Schnäpsen und Mosten (Pl.von Most, schweizerisch Benzin). Wer also etwas übers Rastrieren oder die Zubereitung von Absinth, aber auch etwas über ihn selbst erfahren will, dem oder derjenigen empfehle ich, sich den launigen Beitrag anzuhören.

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3 Comments
  • Manfred Voita
    Posted at 20:58h, 22 Dezember Antworten

    Von dieser Maschine bzw. Tätigkeit hatte ich nie gehört. Aber als gelernter Kaufmann habe ich mit amerikanischen Journalen zumindest noch in der Schule zu tun gehabt. Gedanken, wie die Linien darauf kommen, habe ich mir allerdings nie gemacht. Unsere Exemplame kamen bestimmt auch schon aus der Druckerei. Schönes Dokument einer verschwundenen Technik und eines verschwundenen Berufs!

    • Helmut Hostnig
      Posted at 01:29h, 23 Dezember Antworten

      Lieber Manfred. Ich wünsche dir ein wunderschönes Weihnachten. Falls es dich einmal nach Wien verschlagen sollte, ruf mich an, ja?

      • Manfred Voita
        Posted at 12:10h, 23 Dezember Antworten

        Vielen Dank, lieber Helmut, auch dir ein gutes Weihnachtsfest! Wien… gehört selbstverständlich zu den Städten, die einen großen Reiz auf mich ausüben. Geschichte, Literatur, ach, wo fange ich an, wo höre ich auf. Und wenn ich es dann einmal schaffe, melde ich mich gern!

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