25 Feb. Erdrandsiedler

sie kommen
von den Säumen der Erde
aus den ausgetrockneten Herzen der 5 Kontinente;
durchqueren Wüsten und Wasser,
gehen durch jeden Kreis der Hölle
und wenn sie auch wandern
– verbannt aus der Heimat –
durch finstere Zeit,
und wie ein Ofen
die Tage brennen
auf ihrer Flucht;
sie fürchten kein Unglück,
denn sie kommen gerade von dort,
wo kein Regen mehr fällt
und alles ein Raub wird sengender Sonne.
Wo Heerscharen von Warlords das Land ausbrennen,
und keiner den andern schont.
Wo der Krieg seinen Rachen aufsperrt
und sein Maul weit aufreißt…
Wo Kinder – ehe sie das Böse verwerfen
und das Gute zu erwählen gelernt haben,
mit ansehen müssen, wie ihre Väter gedemütigt werden
und ihre Mütter vergewaltigt.
Wo Bomben in Zeltlager geworfen werden
und Kinder lebendig verbrennen
oder in den Trümmern ihrer zerbombten Häuser ersticken

sie wissen, dass nie ein Wolf
wird lagern neben dem Böcklein
und kein Löwe fressen wird Gras oder Stroh
oder ein Säugling an der Höhle der Otter spielen
kein Gott wird das Meer austrocknen
und sie hindurchschreiten lassen
sie suchen kein Paradies
und träumen von Milch und Honig…
in Frieden sich niederzulegen
in Sicherheit wohnen
die nackte Haut zu retten
kommen sie und nichts,
nichts wird sie aufhalten:
keine Wüste, kein Meer,
kein Schlagbaum,
nicht Zäune aus Klingendraht
und auch keine Mauer.
Auch nicht Gesetze, die sie zu Verbrechern stempeln,
wenn sie ihr Recht auf Asyl fordern,
nachdem ihre Städte
mit den Namen aus tausendundeiner Nacht
verheert worden sind
und ohne Bewohner die zerbombten Häuser;
auf der Flucht im eigenen Land,
Minenfelder die Äcker.
mit Tränen netzen sie ihr Lager
ihr Leben zu Boden getreten
ihre Ehre in den Staub

sie schuften für Dumpinglöhne
auf den Feldern der Großgrundbesitzer
sie stechen den Spargel im Frühling
und reißen das Unkraut bei sengender Hitze im Sommer
ihr Lohn ist Rassismus und Diskriminierung
Sie ernten die in die Herzen gepflanzte Saat
und die sich Einheimisch glaubenden rufen:

Nehmt sie nicht auf!
Sperrt sie weg!
Macht sie zu Illegalen und Kriminellen!
Lasst sie verhungern!
Lasst sie verdursten!
Lasst sie erfrieren!
Legt sie in Ketten!
Steckt sie in Lager!
Schickt sie zurück!
REMIGRATION!!!!

So ruft, wer zu essen hat
und ein Dach über seinem Kopf,
denn er hat vergessen, dass nichts von Dauer ist, gar nichts,
und seine Ahnen, ja selbst noch die Eltern, deren Schicksal teilten
nach dem Krieg und während er tobte…
Nicht lange her

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