Gedankenlese

Während ich schreibe, lese ich meine Gedanken und schreibe, was ich gedacht habe…
Während ich lese, denke ich darüber nach, was ich geschrieben habe…
Während ich darüber nachdenke, was ich geschrieben habe, versuche ich deine Gedanken zu lesen.
Auch durch deinen Kopf gehen Gedanken, wenn du liest, was ich geschrieben habe. Ich stelle mir zB. vor, dass du schon bei den ersten Zeilen dir denkst, ob es Sinn macht, weiterzulesen, da du den Kopf schüttelst.
Dann denke ich mir, dass, wenn du, was ich schreibe, nicht liest, ich mir über deine Gedanken keine Gedanken machen müsste.
Wenn ich gar nichts schriebe, müssten weder ich noch du sich Gedanken machen.
Also mach dir, bitte, keine Gedanken, wenn ich nichts schreibe. Wenn ich nichts schreibe, meine ich damit alles, was ich schreiben hätte wollen, es aber sein ließ, weil ich ohne Gedanken war, die es verdient hätten, festgehalten zu werden.
Da du mich nicht fragst, was ich denke, bleibe ich gedankenlos.
Während du dir deinen Teil denkst, warum ich mir keine Gedanken mache, lese ich, bin aber gedanklich nicht bei der Sache.
Wenn ich alle Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, los wäre, und sich Gedankenleere einstellte, müsste ich mir Sorgen machen, weil ich dann nicht mehr Herr über meine Gedanken wäre.
Andererseits kann Gedankenlosigkeit, wenn sie nicht anhaltend ist und nur ein vorübergehendes Nachlassen der kognitiven Kontrolle darstellt, manchmal ein erstrebenswerter Zustand sein.
Gedankenlos zu schreiben ist nicht möglich. Selbst wenn ich den Verstand ausschalten will, der die Gedanken steuert.
Jetzt denke ich an den Satz: Honi soit qui mal y pense. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, und ich frage mich, was es mit diesem Ausspruch auf sich hat.
Da kann ich mich allerdings lange selbst fragen und ohne eine Antwort bleiben. Ich denke, dass mir eine künstliche Intelligenz dabei helfen kann. Also:

„Als die Gräfin von Salisbury (Catherine Grandison) ihr blaues Strumpfband beim Tanz mit König Eduard III. verlor, entstand eine peinliche Situation. Die Umstehenden begannen zu tuscheln und zu spotten, was die Gräfin sich gekränkt fühlen ließ. König Eduard III. erkannte die Brisanz der Situation und handelte geistesgegenwärtig: Er hob das Strumpfband auf, band es sich selbst ans Bein und rief „Honi soit qui mal y pense“ (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt). Damit schirmte er die Gräfin vor weiterer Bloßstellung ab und demonstrierte ritterliche Courtoisie.
Eine Frau durfte bei Hof nicht ihr blaues Strumpfband verlieren, weil dies multiple gesellschaftliche Tabus verletzte: Es gefährdete das Keuschheitsideal, verletzte die höfische Etikette, machte Intimsphäre öffentlich und signalisierte mangelnde Selbstbeherrschung. In einer Gesellschaft, die Frauen primär über ihre Reinheit und Sittsamkeit definierte, konnte selbst ein so scheinbar banaler Vorfall schwerwiegende Konsequenzen für die gesellschaftliche Stellung einer Frau haben.
Das blaue Strumpfband war somit nicht nur ein praktisches Kleidungsstück, sondern ein Symbol der weiblichen Tugend und gesellschaftlichen Ordnung – dessen Verlust eine Infragestellung dieser Ordnung darstellte.“
Ich hätte es mir denken können, dass du das nicht lesen willst.

 

 

 

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2 Comments
  • christian berger
    Posted at 06:35h, 26 Juli Antworten

    Interessanter text. Von dir oder von der ki- wer kann das wissen? Wird der text interessanter, besser wenn mensch nicht weiss wer der/die urheber*in ist?
    Was geschieht mit meinen daten die durch meinen kommentar gesammelt werden? Diese unklarheit hindert mich öftr zu kommentieren. Clickbaiting ?

    • Helmut Hostnig
      Posted at 13:59h, 26 Juli Antworten

      Lieber Christian
      I am not clickbaiting. Clickbait gilt als manipulativ und ist häufig enttäuschend, da der eigentliche Content nicht hält, was die Überschrift verspricht.

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