12 Mai Anleitungen zum ZEN 1
Woran ich denke, während ich daliege und versuche, nichts zu denken:
Ich denke, dass ich aufstehen könnte.
Ich denke, dass ich genauso gut liegen bleiben kann.
Ich denke, dass ich sehr privilegiert bin, solche widersprüchlichen Gedanken haben zu können, während andere arbeiten müssen und solche Gedanken nicht haben können.
Ich denke, dass das Gedanken sind, die sehr müde machen und dass bald ein Schlaf mich von diesen ermüdenden Gedanken befreien wird und die Gedanken von Bildern abgelöst werden, die keinen Sinn haben und nicht gedeutet werden wollen, weil mein Ich die Kontrolle abgegeben hat und mit dem Affen im roten Hemd mit den goldenen Knöpfen nichts anzufangen wüsste, und noch viel weniger mit der geträumten Tatsache, dass seine behaarte rechte Hand in einem roten Fausthandschuh steckt, der – so unmöglich das auch scheint – in einem Buch blättert, dessen mit Hieroglyphen bedruckte Seiten sich wie Flügel aus ihm lösen und als eine Schar aufgeregt kreischender Seemöwen auffliegen, sich zu einem Keil formieren und einen Buchstaben in den blauen Himmel schreiben, der noch vor seiner möglichen Wahrnehmung als Buchstabe eines noch zu entziffernden Alphabets und einer nur geahnten Deutung als Schriftzeichen wieder sich auflöst in einem Regen aus Blüten und Blättern, die sich wieder zwischen zwei aufgeschlagene Buchdeckel binden und zusammenfügen, als hätten sie nie Aus-reiß genommen; ein Buch übrigens, das den langatmigen und keinesfalls bestsellerträchtigen Titel trägt: Woran ich denke, während ich daliege und versuche, nichts zu denken.
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Anonymous
Posted at 07:25h, 13 MaiBonjour Helmut,
Ja so geht es mir auch meistens, wenn ich hart versuche, an nichts zu denken … dann aber kommen mir nicht poetische Bilder so wie bei dir, sondern : was hab ich heute „falsch“ gemacht, was müsste ich morgen tun etc …. des idées „terra à terre“, da müsste ich noch oft in ein Ashram nach Indien gehen !
Schönen Tag, ERNY