19 Jul Ksamil
Ksamil
Auf dem Weg nach Ksamil verstörende Ausblicke auf Bauruinen, auf die wir uns vorerst keinen Reim machen können.
Endlich an einem Strand mit kristallklarem Wasser. Schwimmen, lesen, unter einem Schirm in der Sonne liegen, am Abend sich mit Blick auf das jonische Meer mit spektakulärem Sonnenuntergang von mediterraner Küche verführen lassen, den Sonnenbrand pflegen, den man vermeiden wollte, und die durch zwei miteinander konkurrierende Lokale verursachte akustische Umweltverschmutzung genauso entschuldigen wie die Müllberge, die selbst hier an diesen Stränden anzutreffen sind. Sie können nur als ein (Zitat aus einem Artikel der Alpe-Adria-Universität Klagenfurt)„Reflex auf den Kollektivismus der Vergangenheit und auf die Familienzentriertheit“ verstanden werden, denn überall „besteht ein gravierender Abstand zwischen der Pflege des privaten Verfügungsbereiches der Wohnung und der Vernach-lässigung des gesellschaftlichen Raums bis hin zur Natur, die weiterhin als Mülldeponie missbraucht wird.“ Meines Erachtens fehlen – wie übrigens in allen Entwicklungs- oder Schwellenländern – nicht nur staatliche Regulierung bzw. die gesetzlichen Grundlagen und die Sorge für deren Einhaltung mit einhergehender Werbung für den Umweltschutzgedanken, der – nicht zu vergessen in Europa genauso alt ist wie wir selbst es sind, sondern vor allem das Geld für die infrastrukturellen Einrichtungen. Mit einem Wort: Es ist eine Ressourcenfrage.
In Ksamil lernen wir Afrim kennen, dem es ein persönliches Anliegen zu sein scheint, dass unser Aufenthalt so angenehm wie möglich ist. Er spricht ein verständliches Englisch und so können wir ihn alles fragen, worauf auch unser Albanienführer keine Antwort weiß: Wie zB. kommt es zu den eingestürzten Bauruinen? Wie alt sind sie? War es ein Erdbeben, ein kleiner Tsunami, schlechtes Baumaterial? „Nein: Nichts von alledem“, meint er. „Es ist keine drei Wochen her, dass diese Hotelanlagen im Auftrag der Regierung zum Einsturz gebracht worden sind. Ein albanisch-stämmiger Grieche zB., der 20 Jahre im Ausland gearbeitet und sein ganzes Geld in das Haus dort drüben gesteckt hat,
ist verrückt geworden. Mit einem Schlag alles hin. No good!“, sagt er. „Ja, hat er denn keine Baugenehmigung gehabt?“, fragen wir. „Natürlich!, immer fehlen aber andere Papiere. Das hier ist nicht Berishaland“, fügt er kryptisch hinzu. Er sei nach wie vor ein Hoxa-Fan: „There were no rich and no poor. Everybody equal, you understand? Transport, health-care, education: Gratis, you understand? Now some rich, many poor!”
Er stellt uns seiner Mutter vor, deren selbstgebrannten Raki er in seinem von Fernfahrern und Orsteinsäßigen gut besuchten Lokal verkauft. Wir nehmen auf einer mit Nylonplanen geschonten Sitzgarnitur Platz, schlürfen den traditionellen Macchiato und versuchen mit einem Wortschatz von 5 albanischen Phrasen eine längere Unterhaltung. Sie gibt uns eine kleine Flasche Weines mit, den sie angesetzt hat. Als ich sie am Abend öffne, explodiert der Inhalt über Hose und Hemd.
Übrigens: AlbanerInnen sind gern bereit sich fotografieren zu lassen, wenn sie vorher gefragt werden.
Ksamil wird uns schon Afrim’s wegen in guter Erinnerung bleiben. Morgen geht’s nach Butrint. Sind schon neugierig.
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Helmut Hostnig
Posted at 19:45h, 10 AugustLiebe Frau Marion
Nein, nein: Ich wollte das nicht ins Lächerliche ziehen. Der Wein hat einfach gegärt. Danke für Ihre Rückmeldung.
Marion Sinani
Posted at 15:29h, 10 Augusthallo Helmut,
ich habe Ihren Bericht über Ksamil gelesen!
Mein Mann kommt aus Gjirokaster und wir fahren jedes Jahr nach Ksamil in den Urlaub!!
Wir leben in Deutschland,und ich muss Ihnen Recht geben wegen den Müllbergen,aber ganz abgesehen von Müll ist die herzlichkeit und Gastfreundschaft der Albaner einzigartig.Davon können sich manch andere Europäer eine dicke Scheibe abschneiden!!!!
Und das mit der Weinflasche war wohl mit Sicherheit
keine Absicht.Das kann wohl passieren,aber Sie ziehen das ins Lächerliche.