Weißbuch: Eine Gedichtvisualisierung

Weißbuch  (Helmut Hostnig)

ich schreibe ein buch
auf weißem papier
mit buchstaben weiß
weiß wie ein tuch
aus linnen so weiß
und was ich schreibe
das widme ich dir

es handelt von aufbruch
von suche nach bleibe
von dauer und wandel
ich schreibe ein märchen
vom kern einer mandel
von härchen in suppen
vom handel mit puppen
mit schnuppen von sternen
von kriegen von kalten
vom biegen und brechen
vom stechen und siegen
vom innehalten
erzähle vom heimweh
nach weiter ferne
von tauben im schnee:
ich erzähle so gerne

drum schreib ich ein buch
auf weißem papier
mit buchstaben weiß
weiß wie ein tuch
so weiß wie linnen
ritz runen in rinden
von mächtigen buchen
oder auch linden
was immer es sei
haut oder rinde oder papier
auf türschwellen innen
werde ich schreiben
was immer wird bleiben
ich widme es dir

ich schreib‘ es in sand
auf kalkweiße wände
mit schneeweißer kreide
auf kalkweiße wand
was: wissen wir beide
muss nur noch beginnen
ein ende zu finden
dann kann ich endlich

das buch auch binden

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