Über Marfa nach Del Rio

Marfa,  das nach einer Person in Dostojewski’s „Die Brüder Karamasoff“benannt wurde, – warum weiß hier keiner -, ist nicht nur der in den weiten Raum gestellten Betonskulpturen von Donald Judd und seiner heißen Quellen berühmt, sondern auch wegen eines Lichtphänomens, das in der Nacht über die Prärie geistert und dessen Herkunft bis heute nicht erklärt werden kann. In den 50igern wurden hier Filme wie „Giant“ mit Rock Hudson, James Dean und Elizabeth Taylor, „There will be blood“ und „No country for old men“ gedreht.

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Leider hat das Museum erst wieder um 14 Uhr geöffnet. Ich stolpere also bei brütender Hitze durch das Sichelgras, aus dem ich Scharen von schwarzen Heuschrecken heraus scheuche, die sich als rote Schmetterlinge entpuppen. Die Landmark Skulpturen, einfache nach vorne zu offene Betonwürfel – minimal art eben – würden zur Meditation einladen, aber es ist wahrlich zu heiß. Ich fahre in die Stadt und muss geschlagene 20 Minuten warten, bis die kilometerlangen Containerwaggons der Southern Pacific railroad an mir vorbei gerollt sind. Marfa ist ein Knotenpunkt der Eisenbahnline, die vom Golf nach San Francisco führt. Ich tanke und fahre weiter.

Links und rechts nur Prärie, soweit das Auge reicht. Kakteen, Yucca, Sträucher. Manchmal sogenannte tumbleweeds, die der Wind über den Highway weht und dann in den Zäunen der Ranches hängenbleiben. Private property. Ein Metallbogen und darauf scherenschnittartige Szenen aus dem Cowboyleben, manchmal die Brandzeichen für die wieder begehrten Langhornrinder, die per Eisenbahn in die Schlachthäuser von Chikago gebracht und dann weltweit über die Fastfoodketten als Steaks verkauft werden.

Hier in diesen unermesslichen Weiten grasten einst die Büffelherden, 60 Millionen an der Zahl. Heute eben noch 600, lese ich in einem Journal, das ich in einem Geschäft an einer dieser trostlosen Tankstellen gefunden habe, die ein Location-scout für einen Film aussuchen könnte, in welchem Landschaft den Seelenzustand des Helden spiegeln soll. Neben dem Highway 90 liegen die Schienen der South Pacifik Union, verlassene Bahnstationen und Windräder, eine schmutzig-schäbige Kulisse, die mich an die Italo-Western erinnert. Ich höre Enrico Morricone und die Mundharmonika von Charles Bronson in „Spiel mir das Lied vom Tod“. Auf dem Wg nach Del Rio überquere ich den malerischen Canyon des Rio Pecos. Hunderte Meter unter mir der grünblaue Fluss. Angeln von der Brücke aus verboten. Wer hat eine solche Schnur?, frage ich mich. Vorbei an einem großflächigen See, dem Amistad Damm, ein Gemeinschaftsprojekt ausgehandelt und ausgeführt zwischen Mexiko und Texas. Er erinnert mich an einen Fjord.

Endlich in Del Rio, wo ich schnell ein Motel 6 finde. Am Abend noch eine Tampaquena: Ein käseüberbackenes Steak mit Tacos, Reis und Guacamole (Avokado). HMMM. Und billig. Tex_Mex Cuisine vom Feinsten.

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