24 Dez Striezelmarkt in Dresden
[slideshow]
Als ich die Dame an der Kassa eines Marktes fragte: Homs ma a Sackerl, lachte sie schallend. Auf die Frage, was sie denn so erheitere, meinte sie – noch immer lachend – im sächsischen Singsang: Sie kommet sicher aus Öschterreich. Dort wird jo alls verniedlicht. Mir saget Tüte. Dieser sprachliche Exkurs zeigt, dass die sächsischen Anlässe zu lachen zum Teil unverständlich sind für Außenstehende. Minna von Barnhelm gilt ja auch als Lustspiel, und ich habe mich schon als Schüler gefragt, was an dem Stück denn so lustig sei. Ein älterer Herr japanischer Herkunft , erzählt meine Freundin, die sich die im Zwinger ausgestellten Gemälde alter Meister angesehen hat, während mich eine Grippe im Hotelbett hielt, sitzt in einem Lokal und zeigt einer Kellnerin einen Zettel. Sie liest laut: Bratwürste. Der Japaner nickt und freut sich sichtlich über die gelungene Dechiffrierung, aber er wird bitter enttäuscht: Bratwürste ham mir hier keene. Sie sagt aber nicht dazu, wo er diese bekommen könnte. Auf unzähligen Ständen der weit verstreuten Weihnachtsmärkte nämlich, unter denen ein mittelalterlicher mit Schmieden und Seilstrickern und Bötttchern herausragt.
Dresden: Der steingewordene barocke Kunstsinn seiner absolutistisch regierenden Potentaten, von denen August der Starke die optische Darstellung von Macht auf die Spitze trieb. Im Grünen Gewölbe, dem ersten vom König selbst kuratierten Museum der Welt, kann man die von ihm gesammelten und jetzt mit Lichtschranken und hinter Panzerglas geschützten Glanz- und Prunkstücke bewundern. Nichts mehr erinnert an die Schreckensnacht des 13.Februar 1945, als die Alliierten Phosphorbomben auf die Stadt warfen und sie in Schutt und Asche legten. Die zur Hälfte mit Spenden von Bürgern Stein für Stein wieder aufgebaute Frauenkirche, die – wäre die Mauer nicht gefallen – wohl heute noch als Mahnmal gegen den Krieg ein Trümmerhaufen geblieben wäre, beweist nicht nur „den Mut, den Ernst, die Ehrfurcht und Behutsamkeit dem Vergangenen“ gegenüber, wie ich einem alten Merianheft entnehme, sondern neben dem ganzen Friedensgeläute auch noch, dass Wunsch und Wille Unmöglich scheinendes möglich machen. So entstehen auch ganze Straßenzüge neu, deren Bürgerhausfassaden mithilfe von alten Fotografien, Stichen und sogar Gemälden Canalettis, der hier ebenso wie Strauß und Wagner oder Caspar David Friedrich und Schiller Lebenszeit in dieser an Florenz oder Venedig erinnernden Stadt verbracht hat, rekonstruiert werden.
In den Monaten ohne R muss Dresden oder Meißen, das mir noch besser gefallen hat, mit seinen zur Elbe abfallenden Weinhängen mit seinen Schänken und versteckten Villen noch einladender sein.
Views: 8
No Comments