X-mess 2k20: Paketdrohnenangriff

paketdrohnenX-mess 2k20 war eine Katastrophe und das nicht nur für Amazon, DHL und UPS, deren Monopol als Paketbriefträger per Drohnenpost im kommerziellen Einsatz schon vorher durch unzählige Kleinanbieter angegriffen war.  Schon jetzt ist der Aktienkurs dieser börsennotierten Unternehmen im bodenlosen Sinkflug, was heute nach einer ersten Bestandsaufnahme der durch die Logistikunternehmen herbeigeführten Sachschäden und Unfälle mit tödlichem Ausgang kein Wunder nimmt.  In den wenigen Ländern, die sich die Hoheit über den biosphärischen Luftraum in ihren territorialen Grenzen erhalten konnten und sich den juristischen Rahmenbedingungen für Paketkopter, wie die vier- bis achtrotorigen Drohnen getauft wurden, nicht unterwerfen wollten, ist die Schadenfreude groß. Eine Zeitung in der Schweiz titelte: Horror-X-mess 2k20 (früher: Weihnachten 2020): Krieg der Klingonen, rüstige SeniorInnen zerlegen Paketkopter mit Stöcken, ein Zwergstaat im ostasiatischen Raum: இலங்கை ශ්‍රී ලංකා, aber bleiben wir in Österreich, dem Land mit der größten Opferdichte, was unter anderem auch dem Umstand zu verdanken ist, dass den Unternehmen – ohne irgendwelche Auflagen – schon im Vorfeld für dieses X-mess-Start-up sozialpartnerschaftlich und in großkoalitionärem Konsens Tür und Tor geöffnet worden ist. Drei Boeings 7581 der jüngst von Chinesen übernommenen HC Austrian Airline, die eine im An-, die andere im Abflug, die dritte im Überflug der Hyper Alpen Adria, wurden von Geschenkpaket-Drohnen auf der Suche nach ihren Empfängern, zum Absturz gebracht. Die wenigen Überlebenden drohen nun den Konzernen mit einer Klage in Höhe der Bringschulden von in Konkurs geratenen Bundesländern.  Betroffene zu Wort kommen zu lassen, wäre nur möglich, wenn man den Ehrenkodex der freien österreichischen Presse, dem sich die Gratisblätter verpflichtet fühlen, außer acht ließe. Ein aufgebrachtes Opfer brachte es auf den Punkt: „Die Amerikaner nutzen die Flugmaschinen schon lange zum Töten von Menschen außerhalb ihrer erklärten Kriegsschauplätze. Wie konnten Politiker hierzulande so – im wahrsten Sinne des Wortes – blauäugig (keine Anmerkung der Redaktion) sein, anzunehmen, dass die millionenfache Zustellung von Geschenkpaketen am Abend von X-mess 2k20 nicht jede logistische Herausforderung sprengen und die X-mess-geschmückten Wohnungen in den Großstädten zu Kriegsschauplätzen machen würde. Eigentlich müssten sofort Neuwahlen ausgerufen werden.“

Ich überlasse es an dieser Stelle unseren treuen, durch die Gratiszeitungen geschulten Lesern unseres Tagesanzeigers zwischen Kommentar, Fremdmeinung und Tatsachenbericht zu unterscheiden. Um die Stellungnahmen auch anderer Paketkopter-Opfer zu berücksichtigen und somit größtmögliche Objektivität zu gewährleisten, sei hier der durch seinen Sturz aus der Stratossphäre der Baumgartner Höhe zur Berühmtheit gelangte Österreicher zitiert: „Ich habe nichts gegen Drohnen. Das kundenfreundliche Ziel dieser Konzerne war es doch, den Menschen dabei zu helfen, ihren X-mess-Stress abzubauen, indem sie last-minute-online einkaufen und das Geschenkpaket an jede X-mess-beliebige Adresse innerhalb weniger Stunden zustellen lassen können. Dass es beim Start-up zu Problemen kommen würde, war abzusehen. Da muss noch nachgebessert werden.“  In diesem Exklusivinterview für den Tagesanzeiger kündigte er auch an, seinen geplanten Sturzflug vom Mond über einem drohnenfreien Land wie die Schweiz wagen zu wollen, da er nur dort sicher sein könne, dass sein Ballon nicht von den mittlerweile zu Millionen den Luftraum bedrohenden Paketdrohnen, die ihren Empfänger nicht gefunden haben, zerfetzt würde. Übrigens machen Anbieter von Abschussgeräten für Paketkopter, die allerdings nicht online gekauft werden können, das Nach- X-mess-Geschäft des Jahres. Ganze Schulklassen machen sich – angeführt von LehrerInnen und abgesegnet von Landes-, Bezirks- und Stadtschulräten auf die Jagd. Im Bund mit den durch Microdones arbeitslos gewordenen Briefträger beteiligen sich  auch SeniorInnen lebhaft an diesem Treiben und zertreten mit kindlichen Vergnügen die vielflügeligen Oktokopter, wo immer sie zu Sturz gekommen sind. Niemand kann ihnen daraus einen Vorwurf machen, da viele von ihnen mitten im Winter jetzt in kalten Wohnungen sitzen, da diese Kackdrohnen beim Versuch, die Pakete unter dem X-mess-Baum zu platzieren, die Fensterscheiben zertrümmert haben. Tausende Eltern von Kleinkindern sind noch immer bestürzt, weil die Kinder nicht glauben wollten, dass das Christkind so gewalttätig sein kann, weil es solange gegen die Scheiben der Fenster anflog, bis diese zerbarsten. Wo immer sich Kinder zeigten, wurden kiloschwere Geschenke über ihren Köpfen abgeworfen. Ganz zu schweigen von den Wunden, welche die achtflügeligen Rotorblätter ihnen, aber auch Erwachsenen zugefügt haben, wenn sie die Flugkörper einfangen wollten.  Auch die Marketingstrategie ging nicht auf. „Wie um alles in der Welt“, meinte P.S. (Name von der Redaktion geändert) ein junger Vater, „kommt man auf diese Schnapsidee, ein Kind, das noch ans Christkind glaubt, mit einem Paketkopter zu überraschen, der sich nicht nur gewaltsamen Zutritt zu Wohnungen verschafft, dort alles kurz und klein säbelt, und darüber hinaus noch eine Darth Vadermaske trägt? So viel steht fest. Ich werde die Firma verklagen. Wie steh ich da? Mein Sohn hat gesagt, du hast gelogen. Das Christkind ist ja Darth Vader und der ist gar nicht lieb.“ Auch die vielen Eventkalender (event, event, ein Lichtlein brennt), die von den Logistikunternehmen der großen Drohnenpaketdienstleister den Adventkalender ersetzen und pünktlich mit Neujahrbeginn die nächsten X-mess vorbereiten und das ganze Jahr über für stimmungsvolle Zeit sorgen sollten, wurden von tausenden Haushalten im Müll entsorgt.

Bei all diesen Nachrichten ging vollkommen unter, dass ein Numsimatiker neue Theorien zum Stern von Bethlehem präsentiert hat, demzufolge der Geburtstermin Christi mit Ostern zusammenfällt. Die in einem Tonkrug geborgene Münze zeigt nämlich einen Widder, der sich nach einem Stern umdreht. Außergewöhnliche Konstellationen im Sternbild Widder sind schon von den Astrologen jener Zeit als Zeichen der Geburt eines Königs interpretiert worden, so Numsi. Am 17. April 6 v. Chr. stand Jupiter gemeinsam mit der Sonne sowie Saturn, Mars, Venus und Merkur am Himmel und wurde morgens auch noch vom Mond bedeckt. Der Numsimatiker, der sich in dieser Angelegenheit interdisziplinär mit Koryphäen aller Fachgebiete ausgetauscht hat, deutet dies als das denkbar deutlichste Zeichen für die Geburt Christi. Es ist zu hoffen, dass sich die Paketdrohnenhersteller bis Ostern soweit von ihrem Debakel erholt haben, dass die als Drohnen verkleideten Hasen, wie sie im Eventkalender angekündigt worden sind, keine solchen Verwüstungen anrichten, wie es dieses X-mess 2k20 geschehen ist.
http://tages-anzeiger.at/ta/atOnlineRubrikArtikel?ArtId=hostnighelmut58076

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