26 Mai Anleitungen zum ZEN III
Im Garten gegenüber, den es nicht gibt, aber geben könnte, wenn ich aus der Wand ein Fenster heraus bräche, wächst ein gedachter Apfelbaum mit weit ausladenden Ästen, die ich im Herbst nur zu schütteln brauchte, um aus den Äpfeln, nachdem sie den Winter über im Keller gelagert haben, ein Kompott zu machen oder sie auf einen Ofen zu legen, wie ich ihn noch aus meiner Kindheit kenne, bis ihre Haut aufplatzt, und ihr Geruch und die bildliche Vorstellung, gleich in das noch dampfende Fruchtfleisch zu beißen, mir das Wasser im Mund zusammen laufen lässt, obwohl ich weiß, dass ich mich noch ein wenig gedulden werde müssen, weil jetzt Sommer ist, und der Baum gerade seine Blüten abgeworfen hat, die übrigens den Rosen sehr ähnlich sind, und jetzt den ganzen mit Beton gepflasterten Boden des Lichthofes bedecken, der nach einem Regen ganz schwarz ist, aber nicht ganz so schwarz wie die Saatkrähe, die auf der Wäscheleine sitzt und mit ruckartigen Bewegungen den Kopf nach rechts und dann wieder nach links wirft, dem Frieden nicht traut, einen Warnruf ausstößt und auffliegt, kaum, dass sie Platz genommen hat, eine instinktgesteuerte, aber begründete Ängstlichkeit an den Tag legend, die noch aus grauer Vorzeit stammt, als ihre Leber noch dazu diente, den Ausgang eines Krieges, aber auch die Ergebnisse von Würfelwürfen vorherzusagen, was schnell zu ihrem Aussterben geführt hätte, wäre der Aberglauben so verbreitet geblieben, wie er noch heute mancherorten anzutreffen ist, wo die Aufklärung keinen Fuß in die Tür bekommen hat, und Menschen noch immer ein Kreuz schlagen, wenn eine Katze ihnen von links kommend über den Weg läuft, was ein Irrglaube ist, den ich nicht nachvollziehen kann, weil alles, was von rechts kommt, braun und nicht schwarz ist, wenn mir dieser Einwurf erlaubt sei, was ich hoffe, da ich glaube, dass Zweifel angebracht sind, weil weder die Zuordnung zu Farben noch die eindimensionale Orientierung im Raum, die kein Oben und Unten kennt, Kategorien sind, mit denen gesellschaftliche oder geschichtliche Ereignisse aus Ursachen erklärt werden können, in denen der Wurm sitzt, der jetzt den Apfel isst, den ich essen hätte wollen, wenn mir vergönnt gewesen wäre, ihn, den Garten, den Regen und den Winter, den Ofen und die Krähe und auch die Katze, die ich auf den Namen Schrödinger taufe, nicht schreibend erträumen zu müssen, weil das Lebendig- oder Tot- oder Erfundensein der Katze und der Krähe und des von der Kraft der Erdanziehung herunterfallenden Apfels im Garten, den ich mir auch als Eden denken kann, selbst als sprachloses Gedankenexperiment eine Wechselwirkung mit der Umwelt darstellt und hervorruft, und unsere Erinnerungen und das, was wir als Realität wahrnehmen, nur eine von unzähligen möglichen und gleichermaßen realisierten wie erfundenen Geschichten des Universums sind.
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sandyseeber
Posted at 13:27h, 29 MaiKlasse!