Markt in Suzhou

markt (20)markt (6)Der Markt in Suzhou hat mich an Märkte in jenen Teilen der Erde erinnert, wo es noch kein in Dosen abgefülltes Rindsragout für Katzen, keine Schönheitssalons für Hunde und keine Tierfriedhöfe gibt, weil jegliches Getier dort, wenn es nicht aus religiösen Gründen tabu ist, lediglich als Nahrungsmittel angesehen wird. Artgerechte Tierhaltung oder ein humanes Schlachten, wie es Tierschützer in Europa fordern, wird man hier vergeblich suchen.
Zappelnd klatscht eben ein von einem Kunden mit einem Käscher aus dem Becken gehobener Fisch auf dem von messerscharfen markt (9)Beilhieben gemarterten Holztisch, wird gewogen und – sagen wir es ruhig – mit einem chirurgisch geführten Schnitt in den Bauch erlöst.  Wenige Schritte weiter wird einem flügelschlagenden Huhn das Messer an die Gurgel gesetzt, sodass das Blut – Kopf nach unten – langsam abtropft und von einem Eimer aufgefangen wird. Das aufgeregte Geschnatter von Gänsen lockt mich an einen anderen Stand. Dort wird eine Gans mit sicherem Griff am langen Hals gepackt, die aufgefächerten Flügel, mit denen das um sein Leben bangende Tier markt (16)entfliehen will, wie bei einem Aufziehvogel eingeklappt, auf die Waage gelegt, wo es zu meinem Erstaunen bereits keinen Widerstand mehr leistet, und dann … Genug gesehen. Nein: Da grinst mir ein Sauschädel entgegen. Hier könnte man einen Actionhorrorfilm drehen, ohne Szenen vorbereiten oder nachstellen zu müssen. China ist ganz und gar kein Paradies für Vegetarier. Es gibt kaum ein Gericht, das ohne Fisch oder Fleisch auskommt. Es gibt sogar Bonbons mit dem Geschmack von Ente. Wenn Veganer keinen Reis essen, da er grausamerweise mit der Sichel geerntet wird und nicht wie Obst von der markt (10)Natur freiwillig gespendet wurde, dann pan gate (6)pan gate (8)kommen sie hier um. Nichts schmeckt so, wie es ausschaut. Wenigstens scheint das Obst hier auf dem Markt nicht mit Filtern aus Fotoshop nachbearbeitet worden zu sein. Feststeht: Was wir in Europa als chinesische Küche kennen, hat wenig bis nichts mit dem zu tun, was hier auf den Tisch kommt. Geflügel und Fisch wird flachgeklopft, luftgetrocknet und in Jutesäcken abgefüllt. markt (17)
Die Leute sind ausnehmend freundlich und grüßen die Langnasen mit einem breiten Grinsen. Nichts von dem, was ich in drei Monaten geglaubt gelernt zu haben, wird verstanden. Nicht einmal Bahnhof. Nothing, niente, rien, nada, wo bu mingbai. Das ärgert mich.

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3 Comments
  • Da Wolf
    Posted at 01:39h, 08 Januar Antworten

    Da wird auch keiner auf die (dumme) Idee kommen wegen der armen Tiere sich in Zukunft nur noch vegetarisch zu ernähren. Da wachsen die Leute noch mit echtem Geflügel auf, während der verweichlichte Städter dem Huhn aus der Dose nachweint …

  • isbertklaus
    Posted at 18:53h, 07 Januar Antworten

    sehr gschmackig…..

  • Manfred Voita
    Posted at 16:26h, 07 Januar Antworten

    Da bleib ich doch lieber bei meinen vegeatrischen Nudeln to go.

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