02 Apr Meiner Mutter gewidmet
Portrait: Romana Hostnig
War heut ein Tag, wie jeder war
nur weiß ich nicht, in welchem Jahr
Ich ging, ich weiß nicht mehr wohin
Ich weiß nur, es war nicht Berlin
Vielleicht blieb ich drum trotzdem dort
Vielleicht ging ich auch niemals fort
Es ist all das so lange her
ich weiß es einfach nicht, nicht mehr…
Ich schrieb einst einen Lebenslauf
Ich glaub, ich schrieb vergebens auf,
wie alles war oder auch nicht…
Ich seh so schlecht; mach bitte Licht!
ich erinn‘re mich genau:
Sommer war, der Himmel blau…
Was war? Was wollt ich dir jetzt sagen?
Ach ja, einer war’s von diesen Tagen,
die ins Gedächtnis sich gebrannt;
ich seh mich heute noch am Strand
Hand in Hand mit meinen Schwestern:
Beide tot. Wann war dies Gestern?
Vergessen ist fast wie Ertrinken;
Man sieht sein Schiff ganz langsam sinken…
Was bitte, was hast du gesagt?
Oder hast mich was gefragt?
Wo sind nur all die Jahre hin?
Ich bin gewesen, war und bin
Ich bin so müde; lass mich ruh‘n!
So viel wäre noch zu tun…
Ich kann nicht mehr; ich schaff es nicht…
Es blendet mich; mach‘s aus das Licht!
Was ist denn heute für ein Tag?
Ich weiß, ist blöd, dass ich das frag…
Ich weiß auch nicht mehr, welches Jahr
und oft auch nicht mehr, was wann war…
aber das macht auch nichts mehr;
ist alles schon sooooooo lang her
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Anonymous
Posted at 20:33h, 04 MaiTraurig und schön, Helmut, eine große Kunst, das Verblassen derart prägnant und würdevoll zu zeichnen.
insel1
Posted at 08:17h, 12 AprilSehr berührend, lieber Helmut!
Manfred Voita
Posted at 15:43h, 02 AprilWenn das Gedächtnis unserer Eltern schwindet, geht auch ein Stück der eigenen Vergangenheit verloren.
Helmut Hostnig
Posted at 18:29h, 02 AprilLieber Manfred; du sagst es.
Anonymous
Posted at 13:29h, 02 AprilLieber Helmut,
Du hast dies sehr gut erfasst und geschrieben und ich muss mir schon sagen „bald sind auch wir d’ran“ ….. Wir müssen grossen Respekt haben und zeigen unseren alten Eltern gegenüber,
danke ERNY