Der Brunnen

Er möge das Buch zuschlagen, das einen Titel habe mit seinem Namen, und es auf das Nachtkästchen legen zu den anderen Büchern; einem Stoß von Büchern, die darauf warteten, von ihm gelesen zu werden; das könne ihm zwar helfen, die gestundete Zeit zu verkürzen, aber erlaube ihm jetzt nicht, an der Gegenwart teilzunehmen und alles um ihn herum zu betrachten wie damals, in jener silurischen Zeit, in welcher noch nichts bewertet wurde; er möge den angeblich versiegten Quell seiner einstigen Entdeckerfreude und Neugier als einen artesischen Brunnen begreifen, aus dem das Wasser von unten komme, und wenn es ausbliebe, dann eben als ein Regen von oben. Er müsse sich nur dessen bewusst bleiben, dass es inmitten der Wüste eine Oase mit einem Brunnen gäbe, aus dem er würde schöpfen können. Wasser sei dort reichlich vorhanden; es stehe für seine Neugier, aber das wisse er selbst; das müsse ihm nicht erst gedeutet werden; aber es würde erst wieder fließen, wenn er herausfände, wo die Stelle sei, die verhindere, dass es noch oben gelange. Dorthin, in Dunkelheit und Gefahr, in sein Unbewusstes müsse er sich begeben und sich von ihm leiten lassen. Auf dieser Reise könne man sich schon einmal verlieren und fürchten, nicht mehr zurückzufinden; aber das sei ja eben das, was zu einer Reise gehöre, dass niemand wisse, was auf einen zukommt, wenn er die Hauspatschen gegen Schuhe getauscht hat. Meditation sei immer absichtslos, Hypnose aber an eine Erwartung geknüpft. Er ziehe dem Loslassen das Seinlassen vor. Natürlich mache es Sinn, sich auf ein Ableben vorbereiten zu wollen, aber sein Ich könne jeder und jede mit ein bisschen Übung aufgeben. Die Trance sei ein Zwitter aus Meditation und Hypnose. Wenn man so daliege auf dem Rücken mit geschlossenen Augen und wie zum Gebet verschränkten Händen, könne das schon an die Haltung von Aufgebahrtsein erinnern; wie ja jeder Schlaf nichts anderes sei, als eine Vorwegnahme der Ichauslöschung, die jeder Tod als Pfand zur Voraussetzung habe, der eingelöst würde, wenn die Reise ins Reich des Vergessens angetreten wird. Nicht los-, sondern es sein zu lassen, sei die vor ihm liegende Aufgabe, die ihn, wenn er sie gelöst habe, zur Quelle führen werde, von der er behauptet habe, dass sie versiegt sei.  Er könne jetzt die Augen wieder öffnen, sich damit aber auch Zeit lassen. Nicht als Widerstand wolle er das deuten, wenn er sich nicht wirklich hätte fallen lassen können, sondern als  Angst vor Kontrollverlust.

Wenn Peter das wolle, könne er ihm eine Rechnung ausstellen, damit er was in Händen hätte, falls er das brauche. Er könne sie ihm aber auch per Mail schicken.

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