Mit Strampelhosen und Strickhauben

Ich sitze draußen vor dem Lokal in der Sonne. Kommt eine Frau mit ihrem Baby, das sie in einer Tragtasche vor dem Bauch trägt. Sie lässt sich an einem Tisch neben mir nieder, schnallt die Gurte ab, legt das Kind an und beginnt es zu stillen. Eine andere Frau, die eben  mit einem Kinderwagen vorbeikommt, beginnt ein Gespräch mit ihr: Heiß is es heute! Da leiden die Kleinen, stimmts? … Meine ja auch! Aber man muss ja mit ihnen immer an die frische Luft…
Die Jungmutter blickt auf und sagt: Sie haben ganz recht. Man muss mit ihnen an die frische Luft. Wenigsten einmal am Tag. Außerdem wird man ja selbst trübsinnig, wenn man nie die Wohnung verlässt.
Geht mir auch so, sagt die Frau mit dem Kinderwagen. Wie heißt er denn, der ihrige? Bub oder Mädel?
Ein Bub ist’s. Richard heißt er. Aber wenn’s nach mir ‘gangen wär’, hätt’ er anders g’heißen. Jetz’ is es zu spät. Der Kindvater weg und ich mit dem G’schropp’n allein. Sie haben aber reizende Kinder!, sagt sie ohne Überleitung.
Ja, aber wissen Sie was? – Schlimm sind’s immer, nie tun’s folgen! Und krank sind’s immer, wie nur was…
Die Jungmutter, ihr Kind noch immer stillend, nickt: Ja, das ist schlimm, ein krank’s Kind. Ja! seufzt die Frau mit dem Kinderwagen: Viel Arbeit is es. Aber auch viel Freud! Einen schönen Tag noch.
Sie schiebt den Kinderwagen an mir vorbei. Drinnen drei pausbackige Babypuppen, alle drei identisch. Von der gleichen Serie des Herstellers. Mit Strampelhosen und Strickhauben.

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