05 Nov Thot Khraton: Ende der Regenzeit
Während in der westlichen Welt Allerseelen und Allerheiligen begangen wird, findet in Thailand, das seine Feste nach dem Mondkalender ausrichtet, das Thot Kraton statt. Es ist das Ende der Regenzeit und die Mönche bekommen neue Gewänder und die Kinder werden wie Operndiven herausgeputzt. Nach dem Sonnenuntergang schwimmen auf den Teichanlagen der Tempel oder an den Ufern des Meeres tausende blumen- und kerzengeschmückte Schiffchen, die, wenn kein Wind sie vorher ausbläst, ein langes Leben versprechen, – oder religiös gedeutet – ein Sühneritual für all das darstellen, was man in diesem Jahr dem Wasser als Lebensspender angetan hat. Heißluftballons werden gestartet und Leuchtrakten in den Vollmondhimmel gejagt, die wie Fallschirme aufgehen und blumenartige Bukets in allen Farben entfalten.
Ich kaufe auch 2 Schiffchen, das Kratonfest zur Allerseelenfeier umwidmend, indem ich meiner verstorbenen Tochter und meines Vaters gedenke.
Die zahlreichen und gut erschlossenen Inseln, bizarren Felsformationen, unberührten Tauchgründe und wunderschönen Sandstrände vor und entlang der 2000 km langen Küste sind das Hauptreiseziel der Touristen aus aller Welt mit allen durch den Massentourismus ausgelösten negativen Begleiterscheinungen.
Am nächsten Morgen nehme ich eine Fähre nach Kho Laan und flüchte mich bald unter Deck, da meterhohe Brecher mich sonst beinahe über Bord gespült hätten. Ein Longtail – Langboot mit Außenbordmotor und einem langen Steuerwedel wie die Barken in Venedíg – bringt mich ans Ufer. Dort komme ich mit einem Einheimischen ins Gespräch, einem Muslim aus Südthailand, der den Touristen Lederwaren anpreist.
Er erzählt mir von seinen ständigen Geldsorgen, seiner Frau, die durch einen Autounfall ums Leben gekommen ist, und von seiner Tochter, für die er sich ein besseres Leben wünscht. Ich kaufe ihm eine Geldbörse ab und bekomme noch einen eingefassten Stein dazugeschenkt, der aus dem selben Steinbruch sei wie der, welcher angeblich bei einem Überfall auf einen Bus in Bangkok dem das Leben gerettet hat, der in den Kugelhagel der Räuber geriet.
Leider ist der Stein zu schwer. Sicherheit hin oder her: Ich möchte kein Gewicht um den Hals hängen haben.
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