Lehrerbitte

Die schule hat noch kaum begonnen
Es ist nicht viele wochen her
Geht ein lehrer schon am stocke
Und hat bald keine haare mehr

Die bänke sind noch unberührt,
Der lack erst ein paar tage alt,
sitzt im bauch mit großer wut
der fritz und ritzt und malt
Mit feitl, zirkl, eisenkamm
Galgen, herzen, beidl, fut
Und auf den galgen hängen lehrer,
die der fritz nicht riechen kann

die stunde hat schon längst begonnen
noch immer tobt die kreidenschlacht
der lehrer fragt: „wer hat gewonnen?“
und glaubt, er hat den Witz gemacht.

Doch wird ihm bald der mut genommen:
Er schaut sich um, und keiner lacht.
Jetzt wird er sauer, brüllt und schreit:
„Mir wird es jetzt zu bunt!“
Drauf lacht es laut und heiterkeit
Macht sich jetzt breit den rest der stund’.

Der lehrer geht in seine klassen
Wie klitschko steigt in seinen ring
Er gibt nicht auf und kann’s nicht lassen
Denn er glaubt, er sei der king

Ausgezählt in hundert runden
Wirft er doch das handtuch nicht
Und so geht es tausend stunden
Bis er dann zusammenbricht

Drum fritz: sei lieb und nett und brav
wenn das nicht möglich, bitte, schlaf!
denn immer noch ist das viel besser
als du sitzt da und wetzt dein messer
auch du wirst fleißig wie nur bienen
dir einmal selbst dein brot verdienen
verdient sein brot so hart wie du
Drum lass ihn, fritz, lass ihn in ruh!

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5 Comments
  • Ingrid Dogan
    Posted at 15:06h, 21 April Antworten

    Du sprichst mir mit diesem Gedicht aus dem Herzen. Ich finde es realistisch, habe aber trotzdem noch Freude am Unterrichten. Vor allem Medienpädagogik macht mir großen Spaß, weil die kids dann ohne Druck arbeiten und vor allem kreativ sein können und sich selbst entdecken können, welche Fähigkeiten noch in ihnen stecken.

  • Helmut Hostnig
    Posted at 19:05h, 18 April Antworten

    Weiß leider deinen Namen nicht.
    Ich bin fest davon überzeugt, dass jede/R Lehrer/In einmal oder öfter die Erfahrung macht, dass ihnen die SchülerInnen aus der Kontrolle geraten. Wir LehrerInnen üben Kontrolle oder Herrschaft über Lokomotion, also Bewegungen im Raum, mit den Blicken und mit unserer Stimme aus. Wer diese drei Werkzeuge als Instrumente von Machtausübung reflektiert, sie zu kombinieren und maßvoll einzusetzen versteht. kann als LehrerIn überleben. Wer nicht, wird unter den gegebenen Verhältnissen schnell unter burnout leiden oder an ihnen gar zerbrechen.
    Wenn das Einverständnis hergestellt ist, dass fbeide ihre Rollen nur spielen, könnte ein weitaus menschlicherer Kontakt hergestellt werden. fWas meinst du?

  • xpero
    Posted at 18:39h, 18 April Antworten

    Hallo Helmut,
    ich habe dein Gedicht via „Tag-Surfer“ gefunden und es hat mich an eine Situation vom vergangenen Freitag erinnert. Ich bin leider noch nicht im regulären Schuldienst tätig, mache mir aber als aktive Trainerin, angehende Referendarin und ehemalige Schülerin Gedanken darüber, worin der Wert einer gelungenen Schulstunde liegt. Ich wünsche mir einfach viel häufiger die Bereitschaft von Lehrern, sich in eine „Sternstunde“ zu investieren und althergebrachte Denkweisen auch einmal in Frage zu stellen: Ruhige Kinder sind eben leider nicht immer „gute“ Kinder.

  • Helmut Hostnig
    Posted at 15:20h, 18 April Antworten

    Danke für deinen interessanten Kommentar. Du hast Recht. Ich glaube aber, dass unter den gegebenen Rahmenbedingungen Schule als partnerschaftliches Lehren und Lernen nur in den sogenannten Sternstunden funktioniert, in denen das Lagerdenken – hier LehrerInnen, dort SchülerInnen vorübergehend aufgehoben scheint. Spielerischer Umgang mit Schulwirklichkeit wird in Nischen ausgelagert und heißen dort „Unverbindliche Übungen“.

  • xpero
    Posted at 08:16h, 18 April Antworten

    Interessantes Gedicht; es scheint kritisch gegenüber den Schülern, kritisch gegenüber den Lehrern. Die einzige Annäherung scheint durch Abgrenzung gegeneinander möglich: „Fritz, lass den Lehrer in Ruh‘, denn das kommt auf dich auch noch zu.“

    Aber ich möchte doch als Lehrer nicht gegen oder gar ohne die (schlafenden) Kinder arbeiten- man müßte doch eher in ihnen das Interesse an der Zusammearbeit mit dem „Feind“ wecken…

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