Winter
Die Dächer nass vom Regen
der himmel taubengrau
mir kommst du nicht entgegen
selbst auf Papier paust Blau
was lohnt es mich das Warten
was, das die mühe lohnt
mein haus besteht aus karten
in dem die Weile wohnt
die Weile wohnt schon lange
in Untermiete dort
sie sagte mir, sie bange
um diesen Zufluchtsort
vertraglich unbefristet
braucht ihr nicht bange sein
denn sie ist schon gelistet
für einen Platz im Heim
Lange Weile. Lange Weile
dass der Augenblick verweile
wünsch ich mir
denn wenn das Glück ist
dass die Zeit nicht eile
teile ich den Wunsch mit dir Ich geh vor den spiegel. Er hält gericht.
Ist er blind, bin ich es? Ich sehe mich nicht!
Ich sehe zwei augen; sie schauen mich an
Sie wollens nicht glauben: Hast du das getan?
Wen meinst du? Wer bist du? Willst streiten, willst schlichten?
Was willst du, was willst du? Willst du mich richten?
Siehst du die gruben? Die tiefen? Die falten?
Siehst du die risse, Die narben die spalten?
Es sind die spuren tektonischer beben,
Von wunden von alten in hautgeweben…
Betten gegraben von trockenen tränen,
Löcher gegraben von fehlenden zähnen;
Nimm abschied vom jungsein, vom jüngerseinwollen
Schöpf aus dem brunnen; schöpf aus dem vollen!
Die jahre, die kommen, das sind die tollen…
Zeig dir die zähne, beiß sie zusammen!
Lach oder gähne! Lies märchen von ammen!
Rauf dir die haare! Nimm dir die zeit!
Kommt auch in die jahre; ist nicht mehr weit.
Schau in den spiegel! Geh vor gericht! Der Spiegel
Bekenne dich schuldig; mehr will es nicht
Leg ab dein geständnis! Sprich dein gebet
Vaterunser: wer bist du, der aufersteht?
Erde zu erde und schall und rauch…
Sprich dein: es werde! Und schon bist du’s auch,
Ich weiß mir kein ende; am anfang war wort
Wörter gereimte… Gleich sind sie fort.
Tief aus dem bauch gegurgelt gelalltes
Schall halt. und auch vom liderlich leben
Das ende vom lied; das ende eben Wo Rauch ist, muss ein Feuer sein! Lauffeuer
Das sagt der Hausverstand…
– man will ja so gern glauben –
Schnell wird aus Trauben saurer Wein
und ein Geruch durchzieht das Land;
es riecht nach destilliertem Brand
und raucht: Drum muss ein Feuer sein.
Dem Bruder seiner Frau ihr Sohn
hat’s g’hört
von seinem Freund,
der schwört,
so sei’s gewesen;
der lügt nicht;
hat noch nie gelogen.
Er selbst zwar hätt‘ es nicht gelesen
aber der Chef von seiner Mutter,
jetzt ihr neuer Freund,
mit dem sie ihren Mann betrogen,
der hätt‘ g’sagt,
er hätte das aus HEUTE
einer Zeitung gratis aber nicht umsonst
und seine Leute hätten’s auch
geteilt und so verbreitet…
Doch wenn der Rauch erfunden war?
Erstunken und erlogen?
Stellt sich von selbst das Feuer ein.
Das funktioniert ganz wunderbar;
es läuft dann bis zum Flächenbrand
ganz atemlose Runden.
Vom Haus ins Land springt es, das Feuer
Ein Flächenbrand entsteht…
Das Ungeheuer weitet aus.
Ein Wind von rechts, der weht;
und aus der Gerüchteküche
dringen brandige Gerüche:
Sind wir schon wieder dort,
wo wir einst waren, als es hieß:
Wir sind das (Herren)Volk.
Die anderen – Barbaren?
War heut ein Tag, wie jeder war
nur weiß ich nicht, in welchem Jahr
Ich ging, ich weiß nicht mehr wohin
Ich weiß nur, es war nicht Berlin
Vielleicht blieb ich drum trotzdem dort
Vielleicht ging ich auch niemals fort
Es ist all das so lange her
ich weiß es einfach nicht, nicht mehr…
Ich schrieb einst einen Lebenslauf
Ich glaub, ich schrieb vergebens auf,
wie alles war oder auch nicht…
Ich seh so schlecht; mach bitte Licht!
ich erinn‘re mich genau:
Sommer war, der Himmel blau…
Was war? Was wollt ich dir jetzt sagen?
Ach ja, einer war’s von diesen Tagen,
die ins Gedächtnis sich gebrannt;
ich seh mich heute noch am Strand
Hand in Hand mit meinen Schwestern:
Beide tot. Wann war dies Gestern? Vergessen ist fast wie Ertrinken;
Man sieht sein Schiff ganz langsam sinken…
Was bitte, was hast du gesagt?
Oder hast mich was gefragt?
Wo sind nur all die Jahre hin?
Ich bin gewesen, war und bin
Ich bin so müde; lass mich ruh‘n!
So viel wäre noch zu tun…
Ich kann nicht mehr; ich schaff es nicht…
Es blendet mich; mach‘s aus das Licht!
Was ist denn heute für ein Tag?
Ich weiß, ist blöd, dass ich das frag…
Ich weiß auch nicht mehr, welches Jahr
und oft auch nicht mehr, was wann war…
aber das macht auch nichts mehr;
ist alles schon sooooooo lang her Schneeflockenfrage
Kommen die Flocken, die vielen, nicht ganz,
als würden sie locken zum Tanz?
Ganz losgelöst von dem, was sie waren
und nur für einen Augenblick sind?
Wie Kinder, die spielen
mit weißen Haaren?
Gespinste aus Wasser,
gebrütet aus Wind:
Ein Handel
zwischen Himmel und Erde;
und führen vor Augen
die kurze Dauer;
den steten Wandel;
das Stirb und das Werde?
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