Der keltische Tiger als miauende Katze

Dublin, das in der gälischen Amtssprache so gesprochen wird, wie es geschrieben steht, und schwarzer Teich heißt, ist mit seinen 560 000 Einwohnern eine kleine Stadt. Auch die Häuser und Repräsentationsbauten aus der Zeit der englischen George’s wollen nicht hoch hinaus. The spire, eine Stahlnadel, die 120 Meter in die Höhe ragt und von den um Humor und Häme nie verlegenen Einwohnern wegen der Drogenprobleme gern als Northside needle oder Stiletto in the gettho genannt wird, markiert das Zentrum der Stadt und will neben den sanierten Prachtbauten im georgianischen Stil vor allem durch die in den Docklands errichteten Glas-, Stahl- und Betonbauten im trendigen Design von Stararchitekten bis auf die famine sculptures nicht mehr an die Zeiten erinnern, in welchen diese Stadtviertel nach Kalkutta die höchste Sterblichkeitsrate innehatten.
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Und wieder – nach Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs, in welchem der keltische Tiger dem Rest der EU vormachte, wie man schnell zu Geld kommen kann, und Dublin als die teuerste Stadt der Welt galt – herrscht Katzenjammer auf der Insel. Zwar ist die Rezession nicht gleich und auf den ersten Blick sichtbar, aber nach und nach kann darüber nicht nur in den Artikeln der Tageszeitungen gelesen und in den Begegnungen mit Iren erkannt, sondern auch mit den Augen wahrgenommen werden. Das Cafe zB., das von Chinesen geführt wird, wirbt mit „Rezession Busters“. Nach dem Platzen der Immobilienblase können auch hier Wohnungs- und Hausbesitzer nicht einmal mehr die Zinsen für die aufgenommenen Kredite bedienen. Mit € 90 bn, die mit 5.8 % Zinsen (€ 60.000 pro Kopf) zurück gezahlt werden sollen, ist Irland für Generationen verschuldet und wird am Rande Europas als eines der PIG’s in die Bedeutungslosigkeit und Armut eines Dritte-Welt-Landes zurück sinken. Irland independent titelt heute: „Nation can’t afford the bailout (Kaution) or bank guarantee, und ein Journalist schreibt: Der Finanzminister handelte wie ein Spieler im Kasino, dem das Geld ausgeht und der die Hausbank um Kredit ansucht. Nachdem das Geld ausgegeben war, spielte er weiter, aber es war nicht mehr sein Geld, es war das Geld der Steuerzahler, die mit dem Spiel nichts zu tun hatten.“ Wut und Frust über den Ausverkauf des Landes gilt seither vor allem den Politikern.

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