London by the sea: In Brighton

Kaum  eine Stunde mit dem Zug von der Victoria-Station aus nach Brighton und wir sind am Meer oder in London by the sea, wie Brighton auch genannt wird. Jupi hat ihre Freundin Helen eingeladen mitzukommen: Ein quirliges girl, das seit ein paar Jahren dabei ist, ihre  Grenzen auszuloten und mit Erstaunen zur Kenntnis nimmt, dass es keine gibt. Zumindest für sie nicht. Sie kommt aus Gießen in der Nähe von Frankfurt. Ihre Eltern aus Eritrea. Ein Fünftel der Bevölkerung lebt im Ausland und das nicht ohne Grund: Entweder wurden sie aus religiösen Gründen verfolgt oder sie hatten den permanenten Ausnahmezustand satt, der seit Jahren der sogenannten Übergangsregierung als Vorwand dient, sämtliche demokratischen Spielregeln zu verletzen. So gilt Eritrea als Land, in welchem die Presse so geknebelt wird wie vielleicht noch in Nordkorea, macht aber auch Schlagzeilen  aufgrund der Christenverfolgung und führt wegen Grenzkonflikten mit Äthiopien einen Stellvertreterkrieg im angrenzenden Somalia. Helen war mit 14 das erste Mal  in der ehemaligen Heimat ihrer Eltern und will sich aus den Konflikten, die auch in der Diaspora in den eritreischen oder äthiopischen Communitys ausgetragen werden, heraushalten.

Aber wir sind in Brighton und nicht in Eritrea und die Sonne scheint, obwohl ein ziemlicher Wind geht. Der Liegestuhlvermieter am Strand ist ein Schotte und will 2 Pounds von jedem von uns. Als sich Helen aber als Deutsche outet, bekommen wir einen Preinachlass von 4 Pounds für die von Gomez geschossenen Tore gegen Portugal und die Oranjes. Von hier aus haben wir einen tollen Blick auf die Piers, den Ärmelkanal und die Strandpromenade. Brighton muss als Seebad schon einmal schönere Zeiten gesehen haben. Davon zeugen nicht nur der Royal Pavilion, sondern auch die zahlreichen Hotels im viktorianischen Stil, die mittlerweile schon ziemlich heruntergekommen aussehen. Auch vom Westpier ragt nur noch die Stahlkonstruktion aus dem Meer. Gut: Brighton wurde im 2. Weltkrieg ebenso erbarmungslos bombardiert wie London .

 

Die Erinnerung daran wird  in einer Auslage am Leben erhalten.
Angeblich sind viele Homosexuelle und Transgender hier wohnhaft; dürfte also eine  weltoffene Stadt sein. Den Wind aber muss man mögen. Ob das immer so ist? Wie kann man hier baden gehen wollen?

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