Passepartout

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Im Sog verflossener Zeit, die man nicht der Strömung wegen wahrnimmt, sondern durch das, was vorbeizieht an ihren Ufern, auch das so verhuscht, dass es selten über den Moment der Entstehung hinauskommt, blieb mir ein Bild, von dem ich allerdings nicht mehr weiß, ob es eine Fotografie oder gemalt war, nur, dass es dazu auffordert, erinnert zu werden; ein Bild, das ich nicht sehe, auch nicht, wenn ich die Augen schließe; ein Bild, das schon damals an keiner Wand hing, gerahmt, um betrachtet zu werden, denn diese Wand wäre eingestürzt, nicht aus Scham, sondern aus Schrecken darüber, dass einer käme, der in jener Zeit Kind war, und die Türe aufreißt, um die Zeichen aus dem Setzkasten der vergessenen Dinge zu deuten. Das Bild zeigt nichts. Es ist ein weißes, doch feingekörntes Büttenpapier in einem weißen Passepartout. Nur wer wirklich hinschaut, entdeckt es, entdeckt die Zeit, von der kein Zeiger auch nicht das Sechzigstel einer Sekunde von der Zukunft abtrennen kann, da die Wirklichkeit der Vergangenheit nur in der gegenwärtigen Erinnerung besteht, und so auch, die tot sind, wieder auferstehen lässt. Und so kann ich vielleicht einmal sagen: Ich bin tausendmal gestorben und wieder auferstanden, ohne gezeugt und geboren worden zu sein. Sterblich wie du, der sich jeden Augenblick selbst erschafft.

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