02 Okt Riding the subway in NY
Subwayriders risk ear demage, titelt eine U-Bahnzeitung. Don’t run on the plattform!, warnen Plakate. 55 Tote 2012. Neben dem Lärm und der Gefahr, in einen Schacht vor die Subway zu fallen, die etliche Stockwerke tief geführt wird, besteht die wohl größere darin, dass man sich von der stickigen Hitze in klimatisierten Zugabteilen erholend schnell eine Dauergrippe einfängt. New Yorker sind fast alle zugestöpselt. Eine weiche männliche Stimme, die aus einem Film der 5o’s sein könnte, warnt vor dem Schließen der U-Bahntüren.
Der MTA New York City Transit gehört zu den ältesten der Welt und ist neben der U-Bahn in Shanghai und London mit 26 Linien, 468 Bahnhöfen, 337 Streckenkilometern mit über 1355 Kilometern Gleis, und über 4,9 Millionen Fahrgästen pro Tag zugleich eines der komplexesten Netze weltweit.
Von dort, wo wir untergebracht sind, fahren wir fast eine Stunde zum Museum of art and design am Columbus Square, in welchem Susanne Hammer mit 50 anderen international ausgewählten Schmuckkünstlerinnen Ihre Kollektion zum Verkauf ausstellt. Noch bleiben uns ein paar Stunden, um im Central Park – auch wieder Kulisse unzähliger Filme – herum zu streunen.
Man kann sich entweder ein bike mieten oder mit einspännigen Lohnkutschen durch den weitläufigen Park fahren lassen. Die Fiaker dürften – ob in Wien oder New York – alle dem gleichen Schlag angehören. Gerissene, zwielichtige Gestalten, die im Smoking lässig neben den mit zuckerfarbenem Dekor geschmückten Pferden stehen und Kunden keilen.
Flankiert von großen Museen wie dem Guggenheim und Naturhistorischem zwischen der 5. Und 8. Avenue liegt die grüne Lunge der Metropole, die neben den Stones auch Paul Simon besungen hat: “When the leaves are dark, I’ve got a hiding place in Central Park.” 110 Tonnen Sprengstoff wurden angeblich verwendet, um die Granitfelsen zu sprengen, von denen etliche wie die Wackelsteine im Waldviertel herum liegen und dem Park mit den 22.000 Bäumen sein landschaftsarchitektonisches Gepräge verleihen. Kleine Seen laden zu Bootsfahrten ein; man kann reiten, rudern, Baseball, Golf und Cricket spielen, kleine Segelboote mieten, sie ins Wasser setzen und fernsteuern, auf den Felsen liegen und die letzte Sonne genießen, die Gitarre auspacken und spielen, ein Buch lesen oder wie diese Ballerina mit anmutigen Sprüngen um die Spaziergänger herum tanzen.
Hunde bieten viele Anbahnungsmöglichkeiten zwischen den männlichen und weiblichen Besitzern dieser in New York anscheinend sehr beliebten Tierart. Das Sackerl fürs Gackerl aber gibt es nicht.
Zurück zum LOOT, wo die Gäste heute 200 $ nur für den Eintritt berappen müssen. Vornehmlich ältere Damen, in schrillem Aufzug und gewagtem Outfit. Je älter, umso protziger die Klunker. Ich habe auf der einzigen Sitzgelegenheit Platz genommen und schaue dem paradiesvogelartigem Treiben zu. Neben mir hat eine ältere Dame Platz genommen. Sie fragt mich, woher ich komme und dann: Are you famous? Ich kontere mit dem Satz von Andy Warhol, wonach jeder einmal für 15 min berühmt war, ist oder es sein wird. Das war nicht die richtige Antwort. Ich werde gebeten, einem alten, aber sichtlich stinkreichen Mann den Platz zu überlassen, der sich mit dem Rollator einen Weg durch die Menge gebahnt hat. Jetzt geht ein Raunen durch den Raum. Die berühmte Soundso – auch sie mit einem Rollator unterwegs – hat den Saal betreten. Sie wird umringt von einer Schar Frauen, die ihr die Befehle von den Lippen abzulesen bemüht sind. Die Berühmtheit hat eine aus schwarzem Horn gerahmte Brille, so groß, dass sie über den Stirnrand hinausragt. Wie eine lidlose Eidechse schaut sie sich mit den durch die Linse tellergroß gemachten Augen um, wird vom schnell herbei zitierten Pressefotografen abgelichtet. Zwischen Foto und Foto werden ihr riesengroße Schmuckstücke um den Hals gehängt, Armreifen um die faltigen Handgelenke gestülpt und nach einem kaum sichtbaren Zeichen von Missfallen wieder abgenommen. Ja, es stimmt, was auf der Wand steht: … mad about jewelery.
Ich flüchte mich in den 9.Stock. Dort ist ein Cafe mit einem tollen Ausblick auf den Columbussquare und über den Central Park.
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