Streifzüg durch Brooklyn

P1110875Da es heute mein letzter Tag ist, an welchem ich noch etwas unternehmen kann, ohne der Abflugzeiten wegen ständig auf die Uhr zu schauen, bleibe ich in Brooklyn,  nehme den Subway zum Prospekt Park, schaue mich dort in der Gegend um, besuche das Brooklyn-Museum und gehe zu Fuß zurück in die Carrollstreet. Auch das ein Tagesprogramm und sehr unterhaltsam, da ich mit vielen Menschen auf der Straße oder in der U-Bahn in Kontakt komme. Einerseits ist das Unterwegssein mit diesem Transportmittel eine Tortur für die Ohren, andererseits aber ein Augenschmaus. So viele Menschen aus so vielen Kulturen in einem Abteil. Am liebsten würde ich Jeden und Jede um ihre Geschichte bitten. Heute hat sich eine Frau mit einem Pappbecher mitten ins Abteil gestellt und die Passagiere auf ihre missliche Lage als alleinerziehende Mutter, die durch die großmaschigen Netze des Sozialsystems P1120120P1110447P1110878P1110994gefallen zu sein scheint, aufmerksam gemacht. Keine Latina, keine Schwarzafrikanerin, eine weiße Frau aus der Mittelschicht. Sie erregt das Mitleid der Menschen im Abteil; kaum ist ihr Becher voll mit Dollarbanknoten, beginnt sie fürchterlichst zu schimpfen.  Shit, shit, shit perlt es aus ihrem Mund und hört nicht auf. Alle sind peinlich berührt, die meisten aber kriegen nichts mit, da sie zugestöpselt sind und mit ihren Handys spielen.  Der Lärm ist fürchterlich. Wer nach der Arbeit mit der Subway nach Hause muss, ist geschafft. Auf der Straße P1110395P1110957wird aggressiv für Gott und Jesus geworben. Wer sich nicht bekehren lässt, dem wird – verstärkt durch ein  Megaphon – mit der Hölle gedroht. Das satanische Lachen des Schwarzen, der seinen Verstärker auf einem Trolley nach sich zieht, verebbt im anrollenden Straßenverkehr. Ein Senegalese tuned seine Dschembe für eine Kundin auf offener Straße. Da ich mit einem Recorder unterwegs bin, trommelt er mir ein Ständchen. Brooklyn hat gegenüber Manhattan fast dörfliche Strukturen. Alles ist kleiner, maßstabgerechter, dem Menschen angepasster, weniger klotzig.

P1110873 Ein Stadtteil, der neu entdeckt wird. Das schlägt sich auch in den Immobilien- und Mietpreisen nieder. Eine Zweizimmerwohnung kostet hier schon mal 1800 $ aufwärts.

P1120136P1120142P1120139Auch hier im Nobelviertel in der Nähe des Prospektparks bereitet man sich auf Halloween vor. Auf einem Fenstersims sitzt ein Skelett. Im Prospekt Park selbst sind viele Schulklassen unterwegs, halten ein Picknick unten den weit ausladenden und Schatten spendenden Ästen riesiger Eichen, trainieren Baseball oder betreiben andere Sportarten. Auf der Straße, die durch den Park führt, gibt es nur Fahrstreifen für die unzähligen Jogger und  Radfahrer. Leider habe ich ein 7up nicht richtig zugedreht und jetzt ist der Cityrucksack mit seinem Inhalt nass und klebrig geworden.  Das Brooklyn Museum ist nicht weit. Auf 5 Stockwerken Kunstsammlungen vom alten Ägypten bis zur überdimensionalen Abbildung eines Sneakers von Nike inmitten von Totempfählen. Ziemlich lieblos kuratiert, finde ich. Dann ist es Zeit umzukehren.
P1120148P1120145P1120146P11201697 Tage New York reichen gerade mal, um in die bekanntesten Viertel zu schnuppern, aber ich bin mittlerweile durch meine langen Fußmärsche so P1110885P1120134ortskundig geworden, dass ich sogar Einheimischen den Weg zur nächsten Subway weisen kann.

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