Der Spiegel

Der Spiegel

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Ich geh vor den spiegel. Er hält gericht.
Ist er blind, bin ich es? Ich sehe mich nicht!
Ich sehe zwei augen; sie schauen mich an
Sie wollens nicht glauben: Hast du das getan?
Wen meinst du? Wer bist du? Willst streiten, willst schlichten?
Was willst du, was willst du? Willst du mich richten?
Siehst du die gruben? Die tiefen? Die falten?
Siehst du die risse, Die narben die spalten?
Es sind die spuren tektonischer beben,
Von wunden von alten in hautgeweben…
Betten gegraben von trockenen tränen,
Löcher gegraben von fehlenden zähnen;
Nimm abschied vom jungsein, vom jüngerseinwollen
Schöpf aus dem brunnen; schöpf aus dem vollen!
Die jahre, die kommen, das sind die tollen…
Zeig dir die zähne, beiß sie zusammen!
Lach oder gähne! Lies märchen von ammen!
Rauf dir die haare! Nimm dir die zeit!
Kommt auch in die jahre; ist nicht mehr weit.
Schau in den spiegel! Geh vor gericht!
Bekenne dich schuldig; mehr will es nicht
Leg ab dein geständnis! Sprich dein gebet
Vaterunser: wer bist du, der aufersteht?
Erde zu erde und schall und rauch…
Sprich dein: es werde! Und schon bist du’s auch,
Ich weiß mir kein ende; am anfang war wort
Wörter gereimte… Gleich sind sie fort.
Tief aus dem bauch gegurgelt gelalltes
Schall halt. und auch vom liderlich leben
Das ende vom lied;  das ende eben

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1 Comment
  • Anonymous
    Posted at 19:09h, 03 November Antworten

    Applaus für Text und Bild. Habe die Ehre (würde das in dem Zusammenhang ein Wiener sagen?). Ich hoffe es geht dir gut und lass uns weiterhin das Altwerden vor dem Ende geniessen! Müntschi Karin

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