17 Mrz „In 80 Mausklicks um die Welt!“
Vorübergehend kann man seine Reiselust auch virtuell befriedigen. Mit 80 Mausklicks um die Welt. Warum nicht? Man spart Geld, und die Zeit, die man verbringt, um auf Transportmittel zu warten oder mit ihnen – meistens nicht sehr komfortabel – unterwegs zu sein, verfliegt mit dem Lesen der manchmal gut und spannend geschriebenen Reiseberichte und journalistischen Reportagen schneller als mich jeder ausgebuchte und meistens überfüllte Düsenjet von A nach B wie Bangkok, oder in meinem Fall von W wie Wien über B nach K wie Kambodscha bringen könnte.
Ja, ich war heute mit Christoph in Kambodscha, Er ist ein Frühaufsteher. Ich nicht. Trotzdem schnalle auch ich mir im Geiste Laufschuhe an und begleite ihn auf seinem morgendlichen Marathon, der mich leider aber schon nach wenigen hundert Metern in Schweiß gebadet zusammenbrechen und nach Luft holen lässt, die seinem Bericht zufolge nach einer Mischung aus verdorbenem Essen, altem Fisch und Urin stinkt, wobei er den Smog gänzlich unerwähnt lässt, der die Menschen hier zwingt sich mit Atemmasken zu schützen. Ich stolpere mit ihm durch die Tempelanlagen von Angkor Wat, die Tomb Raider als Filmkulisse gedient hat. Nachdem wir uns die Füße platt gelatscht haben, gönnen wir uns das leckere traditionelle Gericht: „Amok“: Fleisch oder Fisch in Curry-Kokuscreme serviert in Bananenblättern. Das erinnert mich an meinen Hunger im Jetzt und Hier. Ich verlasse ihn deswegen und bereite mir einen Toast mit Käse aus Vorarlberg und Schinken aus Trasomontes, den ich von meiner letzten Reise aus Portugal mitgebracht habe. Noch kauend treffe ich Marcella, die eben dabei ist ein Tuk Tuk -Taxi in die Killing fields zu mieten, um sich mit der jüngeren Geschichte Kambodschas auseinander zu setzen. Diese Geschichte muss einen Vergleich mit der Nazizeit nicht scheuen. Angesichts der Massengräber und zu Pyramiden aufgeschichteten Totenschädel bricht sie in Tränen aus. Die Zahl schwankt zwischen 1,5 und 3 Millionen Menschen, die die Roten Khmer unter Pol Pot bestialisch ins Jenseits befördert haben.
Ich blättere im Phnom Penh Tagebuch, um mich mit den tagespolitischen Ereignissen zu beschäftigen und frage mich, worin die Beratertätigkeit des aus Thailand geflohenen Exministers Thaksin, der nun für internationale Schlagzeilen sorgt, für seinen Amtskollegen Hun Sen wohl bestanden haben mag. Am besten ich schaue mal rüber nach Thailand, das der schaurigen Blutopfer der Rothemden wegen, die so die Demokratie retten wollen, Schlagzeilen gemacht hat.
Während sich zB. „Hagane“ mit ihrem Posting zu einem Standard-Artikel darüber aufregt, „Wie heuchlerisch. Kaum auszuhalten, wie sich hier einige über die Verschwendung des Blutes beschweren… wir… die stundenlang Licht brennen lassen, Wasser, Milch, Brot verschwenden tagtäglich… diese Verschwendung, die jeder von uns täglich macht, könnte millionenfach mehr Menschenleben retten als diese vereinzelte Blutaktion.“, gibt ein anderer mit seinem Alias „Phuean“ zu bedenken: „Man könnte mit diesem Blut viele Menschen umbringen……Ungetestetes Blut kann tödlich sein in der heutigen Zeit. Bei der geringen Menge, die jedem einzelnen abgenommen wurde, würde sich ein Bluttest nie rentieren. “ Mich aber beschäftigtmehr die Frage Frage – wobei ich mich auf einen Wikipediaeintrag berufe, warum dieser südostasiatische Berlusconi, dem dieses an Mühl erinnernde Happening zu verdanken ist, solche Popularität genießt: Er hat seine Wahl erschwindelt und seine Amtszeit dazu missbraucht, sein milliardenschweres Unternehmen noch weiter auszubauen, hat nachweislich Kandidaten, Demonstranten und Wähler eingekauft, die Gewaltenteilung aufgehoben, die Presse unterdrückt, Radiosender verboten und das Staatsfernsehen von missliebigen Journalisten gesäubert. Wer kann mir das erklären? Auf der Suche nach einer Antwort stoße ich auf das Autorenkollektiv „Bluthilde“, dessen Blogeintrag es schon des zu allerlei Spekulationen Anlass gebenden Namens wegen verdient, ohne Kürzung wieder gegeben zu werden.
„In thailand hat eine reaktionäre allianz aus militärs, kapitalisten und religiöser elite unter billigung des königs systematisch die gemeinwohlförderliche arbeit (vom Autor hervorgehoben) des genossen thaksin shinawatra durch einen feigen militärputsch vernichtet, als er, bestrebt um das wohl der internationalen gemeinschaft und der thailändischen volksmassen, zu konsultationen bei den vereinten nationen war. Fadenscheinige vorwürfe der korruption und der brutalität im kampf gegen die islamofaschistischen zusammenrottungen im süden des landes sollten den bei den armen beliebten premierminister zum verbrecher abstempeln. Dabei hat er nur sich darum gekümmert, die besteuerung seiner geschäfte durch das reaktionär-militaristische system, gegen das er durch die blockade des königs nichts ausrichten konnte, zugunsten des einsatzes seines vermögens für die armen zu umgehen. Seinen traurigen höhepunkt erreichte die staatsaffäre, als dieses bemühen des genossen thaksin durch das fiese urteil des obersten gerichts von vor 2 wochen, das etwa 1 Mrd. € entsprechende vermögen des demokratisch vom thailändischen volk gewählten wahren arbeiterInnenpremiers konfiszieren zu lassen, nachhaltig zerstört wurde. Nun war er auf die solidarische hilfe des sandinistischen präsidenten der republik nicaragua, genosse daniel ortega, angewiesen, indem er einen diplomatenpass nicaraguas erhielt. Außerdem half ihn der treue veteran der roten khmer, genosse hun sen, premierminister von kambodscha, durch einen beratervertrag aus. Der name thaksins partei lautet “thais lieben thais”, aber die thailändischen eliten lieben nur ihr geld und hassen ihre eigenen landsleute so sehr, wenn es um den befreiungskampf des volkes geht, dass sie auf die solidarität der internationalen gemeinschaft angewiesen sind. Schande über sie!“
Jetzt kenne ich mich gar nicht mehr aus. Bulthilde nennt ihn einen – wie war das noch einmal? – wahren ArbeiterInnenprämier, der – ohne für sein spendables Vorhaben je für den Nobelpreis vorgeschlagen worden zu sein (überflüssige Anmerkung des Autors) – sein Vermögen, den Armen zukommen lassen wollte, gleichzeitig wird er in allen Nachrichten als machtgeiler Mulitmillionär portraitiert, der die Thais gegeneinander aufhetzt, obwohl doch schon die von ihm gegründete Partei mit ihrem Parteinamen affirmativ unterstellt, dass Thais die Thais lieben. Es ist wirklich eine Schande. Ich glaub, ich lass es für heute gut sein. Die Monitorreise hat mich jetzt doch ein wenig ermüdet. Ich danke Peter und Marcella, dass sie mich ein Stückchen mitgenommen haben und der Bluthilde dafür, dass sie mit ihrem auf dem linken Auge blinden, aber „konsequent progressiven Blog, für Humanismus, wissenschaftliche Weltanschauung und den gefestigten Klassenstandpunkt“ (so steht’s im Banner), meine Zweifel zerstreut hat.
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wo kann ich
Posted at 06:06h, 18 März„Er hat seine Wahl erschwindelt und seine Amtszeit dazu missbraucht, sein milliardenschweres Unternehmen noch weiter auszubauen, hat nachweislich Kandidaten, Demonstranten…“ – exzellent! 😉