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[gallery ids="9832,9833,9836,9837,9839,9844,9846,9847,9849,9851,9855,9854"] Heute fand zum Abschluss der einmonatigen Workshops von Susanne Hammer (Schmuckkunst) und Barbara Reisinger (Keramik) die offizielle Eröffnung der Ausstellung mit Honoratioren (Professoren und Direktoren) des Art & Design Technology Institutes  of Suzhou statt. Nach kurzen Ansprachen und gehaltenen Reden durften beim anschließenden Fotoshooting die Hassbänder (husbands of the artists) nicht fehlen. In Englisch mit einer Dolmetscherin die Vorhaben mit den ausschließlich chinesisch sprechenden Studentinnen in den Workshops zu kommunizieren, war eine ziemliche Herausforderung, die aber - wenn man sich die Resultate anschaut - mit Bravour gemeistert wurde. Aber lassen wir Susanne Hammer selbst zu Wort kommen:

Fotoalben Mama1Heute sah ich ein kleines Kind. Da es noch nicht aufrecht sitzen konnte, verharrte es reglos in einer Position zwischen Sitzen und Liegen - eingekeilt zwischen seinem älteren Bruder und seiner Mutter, denen ich in einer U-Bahn gegenüber saß. Es schaute mich an, wie es nur ein Kind kann, weil seine Augen noch neugierig und hemmungslos staunen dürfen, ohne sich dafür schämen zu müssen. Es schaute mich an oder durch mich hindurch, ohne seinen Blick zu senken; nicht verstohlen aus den Augenwinkeln in der Hoffnung, dass sein Interesse an seinem zufälligen Gegenüber nicht entdeckt würde,  wie es wir Erwachsene tun; es schaute mich unentwegt an, ohne auch nur einmal für die Zeit zwischen zwei Stationen seine Augen auch nur für Sekundenbruchteile zu schließen. Je länger ich in diese Augen schaute, denn es schien auch mir kein Sehen möglich, da es ein Erkennen und den durch Erfahrungen gewonnenen Versuch voraussetzt, das Gesehene einzuordnen, je länger ich in diese Augen schaute, die durch nichts abgelenkt, mich ohne Absicht anstarrten oder durch mich hindurch schauten, umso mehr verlor ich mich. Dazu kam, dass weder mein Lächeln, das mit zunehmendem Alter der Anblick eines Kindes mir in das Gesicht zaubert, ein Lächeln, das auch um den Mund der Frau spielte, die neben mir Platz genommen hatte, wie ich mit einem flüchtigen Seitenblick feststellen konnte, - dass also weder mein Lächeln noch mein Grimassenschneiden, um seine Aufmerksamkeit nicht erlahmen zu lassen, irgendeine Regung, ein als Kommunikation deutbares Mienenspiel im Gesicht des Kindes hervorrief, was mich zutiefst irritierte, bis ich zu dem vorläufigen Schluss kam, dass diese Kommunikation weder eines Lächelns und noch weniger des Grimassenschneidens bedurfte, weil sie ausschließlich über die Augen stattfand. Nichts, aber auch schon gar nichts erschloss mir, was es sah, als es mich anschaute, während der neonhell erleuchtete Zug mit seinen Passagieren in einer Nacht im Dezember durch das ihm gebohrte Tunnel raste, die Mutter auf dem Touchscreen ihres Smartphones mit violett lackierten Fingernägeln tippte und wischte, und sein Bruder gelangweilt durch ein Fenster schaute, das keinen Blick nach draußen zuließ, sondern lediglich sein Gesicht spiegelte, das er selbst aber nicht wahrzunehmen schien.