Du willst also ausgerechnet nach TX, in den Lone Star State, meinten einige Freunde, und rieten mir zu einer Smith & Weston und zum Ankauf eines weichen Sattels. Mit TX verbindet man im Abendland – geprägt durch Karl May und Westernfilme – einsame Cowboys, die ihre Herden durch die Great Planes oder den Panhandle treiben, Outlaws, deren Namen uns ebenso bekannt sind wie Robin Hood: Wyatt Earp, John Wesley Hardin oder Billy the Kid, um nur die bekanntesten zu nennen. Nicht zu vergessen „Dallas“, eine Soap, die uns die Sorgen und Nöte von Ölmagnaten nachvollziehbar gemacht hat. Ohne sie wäre Dallas sicher nur als der Ort in Erinnerung geblieben, in dem John F. Kennedy ermordet worden ist. Was die aus dem Norden von den Südstaatlern halten, lässt sich durch den hämischen Spruch nachweisen, den ich auf dem Herflug gehört habe: „If god meant the Texans for ski, he would have made bullshit white.“ (Wenn Gott hätte wollen, dass die Texaner Ski fahren, hätte er die Kuhscheiße weiß gemacht.) Die Trinität von „Rinder, Öl und Elektronik“ bringt das TX von heute wohl am ehesten auf den Punkt.
Jetzt bin ich hier und versuche Augen und Ohren offen zu halten, um die Abziehbilder in meinem Kopf mit der Wirklichkeit, die ich vorfinde, zu vergleichen. Sie bestätigt zu finden oder zu verwerfen. Ganz vorurteilsfrei zu bleiben, wird mir nicht möglich sein. Es ist meine Sicht auf einen Bundesstaat Amerikas, der vielleicht genauso wenig oder genauso repräsentativ ist und nicht in allem als Teil fürs Ganze steht, wie etwa Tirol zwar zu Österreich gehört, aber nicht mit dem Alpenstaat gleich gesetzt werden darf und kann. Das würde die Tiroler zu Recht aufbringen, aber auch mich, der ich ein zug’raster Wiener bin.
Da ich auch in einem County-Jail „Gast sein durfte“, war der Aufenthalt in Texas allerdings nicht gerade dazu angetan, dieses Land noch einmal als Reiseziel zu wählen.
Hier geht’s zur multimedialen Aufbereitung meines Aufenthaltes in Texas: