Views: 125

P1130211Ich starre auf den flackernden Monitor eines Rechners. Ohne dass ich eine Maus betätige oder einen Sprachbefehl eingebe, poppt ein Fenster auf. Es ist ein Textprogramm mit einem noch unbenannten Dokument. Der Cursor sitzt im linken Eck des Fensters und wartet auf eine Eingabe. Ich bin viel zu überrascht, um jetzt ans Schreiben zu denken. Außerdem wüsste ich weder was, noch wem; zwei unabdingbare Voraussetzungen für einen Schreibanlass. Es gibt ihn nicht, und ich will ihn auch nicht herbei zwingen. Plötzlich aber bewegen sich die Tasten des Keyboards wie von Geisterhand mit dem üblichen Begleitgeräusch. Es hört sich an wie das Klackern von hohen Absätzen auf Katzenkopfpflaster, aber es sind eindeutig Tastaturgeräusche. Und nicht nur das. Sie zaubern in einem aufreizenden Staccato-Rhythmus Buchstaben in das leere Textfeld, die sich zu Wörtern ordnen, dann zu Sätzen, die bei mir, der ich fassungslos auf den Monitor starre, ziemliches Entsetzen auslösen; das nicht nur, weil mein Computer ferngesteuert, sondern – wie ich eben lese – behauptet wird, dass über eine bestimmte Region in meinem Hirn die Kontrolle übernommen worden sei:

jugendsprache GLÖKEN: Fiktiver und zugegebenermaßen konstruierter Dialog zwischen Jugendlichen aus dem Wörterbuch der Jugendsprache 2011 mit regionaler Einfärbung; Jugendsprache bricht alle Tabus; ist frech, diskriminierend, sexistisch, politisch unkorrekt und nicht gerade zimperlich, wenn es im Umgang mit Benachteiligungen jeder Art um das „Aufsupern“ der deutschen Sprache geht. Andererseits zeigt das jedes Jahr von Pons neu aufgelegte Wörterbuch der Jugendsprache, wie bildhaft sie ist und wie kreativ die Jugendlichen mit Sprache umgehen. Natürlich kreisen die meisten Wortschöpfungen um das, was Jugend in der Pubertät umtreibt: Flirten, Schule, Sexualität, Drogen, Alkohol und Party. Es geht ums Ausloten von Grenzen: Um Grenzziehung, Abgrenzung und Ausgrenzung. Kaum sind die bildhaften Worterfindungen im Mainstream angekommen, sind sie unter den Jugendlichen auch schon wieder out; und wer sie trotzdem verwendet, hat’s verschlafen und ist uncool. Jugendsprache ist dynamischer als die Hochsprache und ein Spiegel für die Befindlichkeit derer, die mit ihr kommunizieren. Jugendlicher 1: Wo woarst denn gestern, Bro? Jugendlicher 2: In da Schicht, Mensch, Oida, wo sunst sul i g’wes’n sein? In der Drei b hob i ane g‘sehn, zuatackert war‘s bis hinter di Uhr‘n, sogoar a Zungenkugel hat‘s ghabt, a richtig‘s Wookie; Wöd, sog i da, ka Wonnabe, voll Titte… Jugendlicher 1: Du manst, kane Zehentanger, richtige Spargelstecher, direkt aus‘m Soli,  a Schokoriegel, voll smexy,    manst de mit’m Frittennetz…? Jugendlicher 2: Genau. Schoaf wiar Mautnersenf, wenns’t waßt, was i man Schlauchbootlippen zum Züngeln, de Augenbrauen zupft, ka Toupiertussi im Emostyle.  „Hey Sis, Wohin mit deinem Arsch, Smekma“, hob i ang‘fangt             smirten und check mia den Sack.