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Er bemüht sich. Er bemühte sich wirklich, ... Zwei Sätze. Eine Feststellung in zwei Zeiten, wiederholt und erweitert durch eine adverbiale Bestimmung, die unterstreichen soll, wie er sich bemüht und bemüht hat. Geradeso, als hätte einer infragestellen wollen, dass er sich bemüht. Dann ein Beistrich, der einen Nebensatz ankündigt, aber offen lässt, worum er sich bemühte. Ein Blatt Papier auf einem nun verwaisten Schreibtisch. Eine  Person, die verschweigt, wer gemeint und an wen das Schreiben gerichtet ist. Nicht die leiseste Andeutung. Nur diese Zeile. Handgeschrieben, als sollte es ein letzter Brief werden.

Ich bin ein Groschengrab, sagt sie. Das sagt man da so. Ich kenne diesen Ausdruck nicht, hab ihn noch nie gehört und bitte deshalb um Aufklärung. Was ist das, ein Groschengrab?, frag ich also. Hast es wirklich noch nie g’hört? Ja, wo lebst du denn?, fragt sie entrüstet. Heut würd’ man ja Cent sagen und nimmer Groschen. Centgrab müsst’s heut heißen. Aber nur weil wir jetzt den Euro hab’n, müss’n wir doch jetzt nicht alle Redewendungen, die mit Groschen z’ tun hab’n durch Cent ersetzen. Wie würd’ das denn klingen, wenn ich jetzt sag: Ist der Cent jetzt g’fallen bei dir? Ich hab verstanden, obwohl ich noch immer nicht weiß, was ein Groschengrab ist. Ein Groschengrab, klärt mich die Tante nun endlich auf, ist  ein Geldautomat, der Schilling oder Groschen schluckt, die heut Cent heißen. Er schluckt sie, aber spuckt sie nicht mehr aus, verstehst? Drum Groschengrab. Vom Grab stehst auch nicht mehr auf, außer du bist der Jesus. Gut, aber was hat das mit dir zu tun? Warum bist du ein Groschengrab? Wenn dich einer mit Geld füttert und du gibst es nimmer her, müsstest ja reich sein, versuche ich zu argumentieren. Jetzt hast es noch immer nicht kapiert? Das ist doch nur übertrag’n g’meint. Manchmal stellst dich wirklich blöder als bist oder willst mich ärgern? Weil mich alle mit ihren G’schicht’n füttern wie ein Automaten, hast es jetzt? Sie tippt mir auf die Stirn: Ist der Groschen jetzt g’fall’n? Drum.