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Als Luis Stevenson, Autor des Jugendbuchklassikers „Die Schatzinsel“, im Jahre 1878 mit seiner auf den Namen Modestine getauften Eselin auf Maultierpfaden die Cevennen durchstreifte, geschah dies noch keine 100 Jahre nach der französischen Revolution, die den mit der Bluthochzeit 1572 begonnenen Glaubenskrieg, der gegen die dort angesiedelten Hugenotten geführt worden war, beendet hat. Um den Widerstand zu brechen und den absolutistischen Anspruch durchzusetzen, der im Leitspruch des Sonnenkönigs „une roi, une loi et une foie“ zusammen gefasst war, ließ Ludwig XIV 450 Weiler in den Cevennen niederbrennen. Zahlreiche Monumente und Denkmäler in der Region erinnern daran, dass der „wilde Süden Frankreichs“ mit seiner Bergguerilla, den Maquisards, auch während der deutschen Besatzung ein Zentrum des Widerstandes war. Entlang den aus Bruchstein geschichteten Feldmauern trieben Hirten aus dem Languedoc auf den vor Jahrhunderten angelegten Maultierpfaden, welche die abgelegenen Weiler zwischen den Kämmen und den Talsohlen der Cevennen verbinden, ihre Schaftrecks auf die Gebirgsweiden, brachten Händler ihre Waren in die an den Talausgängen liegenden Marktflecken oder trafen Pilger auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela. Heute sind es zum Teil gut ausgeschilderte Wege, die unter schattenspendenden Kastanienbäumen, dem ehemaligen Brotbaum der Cevennen, unter dessen besonders ertragreichen Zweigen Netze ausgelegt sind, Teppichen von Ginster und Kermeseichen, die nach Brandrodung und Holzschlag im Mittelalter die riesigen Eichenwälder verdrängt haben, zu langen Wanderungen einladen. Wer keinen Proviant mithat, wird der Stadtflucht wegen kaum eine Gelegenheit finden, irgendwo einzukaufen geschweige denn einzukehren, aber er wird Hunger und Durst stillen können, indem er am Wegrand Blaubeeren oder über Steinmauern hängende Weintrauben pflückt und sich nur bücken muss, um mit seinen Händen das kristallklar sprudelnde Wasser aus den talwärts fließenden Quellen zu schöpfen.