Im Talmud steht der Satz:
Wir sehen nicht, wie die Dinge sind; wir sehen die Dinge, wie wir sind. Das gilt auch für das Fotografieren, welches mein Sehen auf Reisen im Takt der sich mir anbietenden Motive festhält, bannt,
einfriert; das alles im Versuch, den Augenblick der Vergänglichkeit zu entreißen, den Veränderungen, letztendlich dem Tod zu trotzen. Jedes Foto gibt mit der Wahl des Motivs, ja sogar mit seinem gewählten Ausschnitt etwas von der Person preis, die es macht. Was zeige ich? Was nicht? Was kann nur schriftlich festgehalten werden und kommt ohne Bild aus? Zum Beispiel, dass hier Kleinkinder keinen Schnuller haben, die Häuser frei von Schornsteinen sind, es kaum beheizte Räume gibt, selbst wenn die Temperaturen unter Null gehen? Die Maus, mit der ich im Dashboard meines Blogs navigiere, ist so kalt, dass ich lieber auf dem Touch-Pad bleibe. Die Menschen so hilfsbereit, dass sie große Umwege in Kauf nehmen, um uns auf den richtigen Weg zu bringen , auch wenn sich des öfteren herausstellt, dass es der falsche Bahnhof, der falsche Bus ist. Kaum stehen wir hilflos herum, da wir weder die Zeichen noch die Sprache verstehen, kommt jemand, zückt sein Smartphone und versucht über Übersetzungsprogramme mit uns zu kommunizieren. Der Taxifahrer sucht ein Hotel, das sich in der Nähe des Bahnhofes befinden soll, scheint es aber nicht zu finden. Während das Radio plärrt, das Funkgerät Zischlaute von sich gibt, die sich anhören, als würde ein Zündkabel unter Strom stehen, navigiert er mit dem Smartphone und telefoniert gleichzeitig.
Irgendwo hält er, zeigt mir das Display mit der kryptischen Botschaft: "the waiter is coming soon" und bedeutet uns auszusteigen. Da ist aber weit und breit nichts; eine Karaokebar, ja, aber kein Hotel. Doch: Eine Frau biegt um die Ecke und winkt. Wieder einmal gut gegangen. Sie ist vom Hotel. Das alles können Bilder nicht festhalten, doch manchmal etwas illustrieren, was keiner Worte bedarf. Immer wieder hoffe ich, dass mir der Mix aus beidem gelingt.